Bilanz des Kirchentags

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Nun ist von evangelischer Seite die Bilanz des Ökumenischen Kirchentages in Berlin veröffentlicht worden. Hier ein paar Zahlen: Von den 192.000 DauerteilnehmerInnen waren 61 Prozent evangelisch, 36,2 Prozent katholisch. 4 Prozent waren jünger als zwölf Jahre, 17 Prozent älter als sechzig. Immerhin ein Viertel waren Schüler und Schülerinnen. Die 5.400 ausländischen TeilnehmerInnen kamen aus 90 Ländern. Nur der Umfang des Programms konnte mit der Unübersichtlichkeit Schritt halten, es galt, sich unter 3.200 Veranstaltungen zurecht zu finden.

Ein Meilenstein, meinte der Präses der EKD, Manfred Kock. Kein Meilenstein!, schrieb die FAZ gleich darauf. Das ist natürlich Ansichtssache. Zu einer gemeinsamen Eucharistiefeier ist es nicht gekommen, das wäre natürlich ein Meilenstein gewesen. Die Unterzeichnung der Charta Oe- cumenica ist vielleicht aus deutscher Sicht ein Meilenstein, für die Kirchen in Österreich nicht mehr. Die Suspendierungen von Pfarrer Bernhard Kroll und des Theologen Gottfried Hasen- hüttl, die an einer evangelischen Abendmahlsfeier teilgenommen hatten, durch den Bischof von Eichstätt bzw. Trier sind ganz gewiss kein Meilenstein.

Das Konfessionskundliche Institut des Evangelischen Bundes stimmt dem Präses zu. Der ÖKT war ein Meilenstein. Da ist in erster Linie der Zugewinn an erlebter ökumenischer Gemeinschaft als Grund zu nennen. "Das, was uns verbindet, ist viel stärker als das, was uns trennt", so hat es Papst Johannes Paul II. ausgedrückt. Am ÖKT wurde erfahrbar, dass keine Kirche ohne die andere wirklich Kirche sein kann. Dabei wurden die Unterschiede und konfessionellen Differenzen nicht zugedeckt, sondern deutlich sichtbar. Je näher sich die Kirchen kommen, umso signifikanter werden die Unterschiede. Sie machen das gemeinsame Zeugnis nicht ärmer, sondern reicher.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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