Bischof Webers Bitte

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Das Reich, um das sich die Kirche bemüht, ist nicht von dieser Welt. So oder so ähnlich tönen konservative Kirchenleute, wenn es gilt, gegen eine breitere Mitsprache bei Entscheidungs- und Personalfindungsprozessen in der katholischen Kirche zu argumentieren. Dennoch geht es bei diesen Prozessen meist sehr irdisch zu, allerdings angelehnt an ein feudal-monarchisch-autokratisches System, das im "weltlichen" Bereich längst anachronistisch wirkt.

Die Diskussion um die Nachfolge des Grazer Bischofs Johann Weber zeigt dies einmal mehr: Seit Wochen gibt es Gerüchte, der Amtsbruder in St. Pölten streut - via "News" - Weiteres dazu, "profil" erklärt die Gerüchte zur Tatsache. Bischof Weber selbst meldet sich mit einer kurzen Stellungnahme zu Wort, in der er feststellt, er habe den Papst gebeten, seine "Ablöse in absehbarer Zeit in Betracht zu ziehen", und der Papst habe diesem Wunsch zugestimmt (siehe Seite 7 dieser furche).

Bischof Weber bemüht sich seit geraumer Zeit um eine geordnete Nachfolge; er kämpft dabei in einem Intrigenstadel und in einer Gerüchteküche. Rom blockt jedoch alle Vorstöße, Transparenz ins System der Bischofsernennungen zu bringen, bislang eisern ab. Dabei hat Bischof Weber persönlich versucht, dazu gangbare Modelle zu entwickeln. Doch Intransparenz und der Ausschluss der betroffenen Öffentlichkeit sind Kennzeichen des herrschenden Feudalsystems der Kirchenleitung, das sich längst überlebt hat.

Bischof Weber spricht auch davon, dass er, nach 31 Bischofsjahren, deutlich die Grenzen seiner Schaffenskraft spüre. Dies offenbart eine weitere Wunde im System: Wenn jemand - wie Weber mit 42 Jahren - am Höhepunkt seiner Schaffenskraft Bischof wird, muss er 33 Jahre (!) den physisch wie psychisch extrem zehrenden Job tun, bis er mit 75 in Pension geht.

Alternativen gäbe es längst: transparente Wahlvorgänge mit Bestätigung durch den Papst, begrenzte Amtszeit (zehn Jahre ...) und so weiter. Die Orden, bekanntlich ein Herzstück der katholischen Kirche, verfahren nach solch einem System - ohne dass dabei Rom an Autorität verliert oder der Glaube in Gefahr steht.

Diese Alternativen sind zur Zeit aber nicht im Blick Roms - auch ganz sicher nicht, wenn der Papst Bischof Webers Bitte entspricht und ihm den ersehnten Ruhestand erlaubt.

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