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Nun kommt Mel Gibsons "Passion Christi" auch hierzulande ins Kino. Otto Friedrich fasst Reaktionen zusammen und bewertet den Film. Am 22. März veranstalten furche und (jüdisch-) christliche Organisationen eine Podiumsdiskussion über den Film (siehe rechts).

Auch hierzulande gab es geschlossene Voraufführungen im trauten Kreis gläubiger Intensivchristen. Doch nun kann man sich ein eigenes Bild über den viel diskutierten Passions-Film von Mel Gibson machen. Auch letzte Woche, nach der Österreich-Premiere für die Vertreter der Religionsgemeinschaften, blieben die Meinungen geteilt: Der reformierte Superintendent Peter Karner sprach von einem "grauenvollen, sadomasochistischen Machwerk", auch die Katholische Aktion kritisierte den Film wegen seiner "fundamentalistischen und polarisierenden Grundtendenz" sowie wegen seiner antijüdisch geprägten Bildsprache. Differenzierter der lutherische Bischof Herwig Sturm, der neben Kritik auch äußerte: "Die ständig präsente Frage bleibt: Warum kann Gott das zulassen? Es wird einem so viel Zeit gelassen, dass man nicht nur beim Film bleibt, sondern an die Leiden der Welt denken muss."

Enthusiastisch hingegen Wiens Dompfarrer Anton Faber im Standard, der den Film gar als "große missionarische Chance" begreift. Vorsichtig positiv auch Pastoraltheologe Paul M. Zulehner, der im profil als Thema des Films "nicht in erster Linie die Leidensgeschichte Jesu" entdeckte, sondern als Grundthema "jenes unvorstellbare Ausmaß von Gewalt, dessen Menschen fähig sind," ausmachte. Zulehner, von aller Antisemitismus-Kritik am Film unbedarft, meint im profil gar, dass die "Menschen in den Gaskammern von Auschwitz" eine ähnliche Gewalt erlitten hätten.

Abseits des theologischen Streits um Antijudaismus, Blutrünstigkeit und Gewalt gibt die Filmästhetik kaum Anlass zu ausführlicherer Auseinandersetzung: Gibsons "Passion" ist ein Sammelsurium längst vergangener Filmsprachen - von Ben Hur über Mad Max bis zu Jesus Christ Superstar: Gibsons Herodes oder Pilatus etwa scheinen von letzterem Passionsmusical abgeschaut zu sein. Sowohl Caravaggio, den Regie-Berserker Gibson nachahmen will, noch Pier Paolo Pasolini, dessen "1. Evangelium - Matthäus" gleichfalls als Vorbild bemüht wurde, können sich gegen die dreiste Vereinnahmung wehren. Dass etwa die Kreuzigungsszene in der kargen süditalienischen Einöde à la Pasolini dargestellt sein soll, ist lediglich ein peinlicher Anklang. Und die Gewalt? Die verstört - aber nur im ersten Moment; denn schnell wird klar, dass es sich gerade hier um eine problematische Ästhetisierung handelt, der man überdies schnell überdrüssig wird. Auch das spricht dagegen, dem Film cineastische Qualitäten zuzuschreiben.

DIE PASSION CHRISTI - The Passion of the Christ. USA 2004. OmU. Regie: Mel Gibson. Mit Jim Caviezel, Monica Bellucci. Verleih: Constantin. 127 Min.

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