Christen in der Tradition des heiligen Markus

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Weihnachten feiern die koptischen Christen um den 6./7. Jänner. Das hat damit zu tun, dass der koptische Kalender mit seinen altägyptischen Monatsnamen dem Julianischen Kalender folgt: Zwölf Monate à 30 Tage zählt dieser Kalender plus einen Zusatzmonat von - je nach Schaltjahr - fünf oder sechs Tagen: Am 29. Koiak, dem 25. Dezember des Julianischen Kalenders, ist Weihnachten.

Der Kalender ist nur eines der Spezifika dieser altorientalischen Kirche, die sich auf den Evangelisten Markus zurückführt, der im Jahr 68 n. Chr. in Alexandria den Märtyrertod erlitten haben soll: Papst Schenuda III., der gegenwärtige Patriarch der koptisch-orthodoxen Kirche, gilt in dieser Tradition als 116. Nachfolger des heiligen Markus. Die koptische Zeitrechnung beginnt mit dem Jahr 284 nach Christus (vgl. Artikel oben).

Diese Kirche wurzelt im ägyptischen Frühchristentum und ist durch die Spiritualität des Mönchstum stark geprägt. Die Kopten leisteten Widerstand gegen die kulturelle Synthese des byzantinischen Christentums mit dem Hellenismus, sie wurden von der spätrömischen Reichskirche mit dem Vorwurf des "Monophysitismus“ belegt. Diese als Häresie gebrandmarkte christologische Richtung verstand Christus nicht aus zwei Naturen - einer menschlichen und einer göttlichen - bestehend, sondern nur aus einer Natur des Fleisch gewordenen Wortes Gottes. Auf dem Konzil von Chalkedon 451 traten die Gegensätze offen zutage und leiteten eine 1500-jährige Trennung der koptischen Kirche zur damals noch vereinten west- und oströmischen Christenheit ein.

Die Wiener christologische Formel

Erst im Jahr 1971 gelang in der kirchentrennenden Streitfrage ein Durchbruch: Bei einer Tagung der Stiftung Pro Oriente wurde - wesentlich auf Vorschlag von Kopten-Papst Schenuda III. - die "Wiener christologische Formel“ entwickelt, aufgrund derer klar ist, dass die Kirchentrennung nicht durch die Christologie, sondern durch unterschiedliche Sprachregelungen, die aber die Substanz eines gemeinsamen Glaubens nicht berühren, hervorgerufen wurde.

Österreich gilt in Mitteleuropa als eine Hochburg des Koptentums. Seit den 1970er-Jahren gibt es eine merkbare Migration koptischer Ägypter nach Österreich, heute leben bis zu 7000 Angehörige der koptisch-orthodoxen Kirche im Land, denen mit Anba Gabriel seit dem Jahr 2000 auch ein eigener Bischof vorsteht.

Nach Beschlussfassung über das Altorientalen-Gesetz wurde im Jahr 2003 die koptisch-orthodoxe Kirche auch vom Staat als Religionsgemeinschaft anerkannt. (ofri)

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