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Ein ökumenischer Sender, der nichts mit amerikanischen Tele-Evangelisten zu tun haben will: Der christliche TV-Kanal SAT-7 sendet von Marokko bis in den Iran.

Satellitenschüsseln sind "in" in der arabischen Welt: Die Analphabetismusrate der Region von Marokko bis zu den Golfstaaten geht gegen 50 Prozent, aber 95 Prozent der Bevölkerung werden durchs Fernsehen erreicht. Für den Dänen Kurt Johansen ist es somit eine klare Sache: Wer mit vielen Menschen kommunizieren will, tut das übers Fernsehen.

Kurt Johansen arbeitet im dänischen Christiansfeld als Europa-Geschäftsführer des christlichen Satellitensenders SAT-7, der im arabischen Raum - und bis in den Iran - sendet. 1996, als SAT-7 on air ging, gab es insgesamt 50 arabischsprachige TV-Kanäle, heute sind es bereits mehr als 110. Johansen war bei "Pro Oriente" in Wien zu Gast, um um Unterstützung für SAT-7 zu werben.

Identitäts-TV für Minderheit

Wozu brauchen die arabischen Christen eigenes Fernsehen? Johansen erklärt das mit der Identitätsstiftung durch das Programm: Nur mehr vier Prozent der 350 Millionen Bewohner des Nahen Ostens sind Christen - vor 100 Jahren waren es noch 20 Prozent. SAT-7 will mithelfen, dass dieses verstreute Christentum nicht ausstirbt.

Derzeit sendet SAT-7 über zwei TV-Satelliten, der eine - analoge - erreicht Europa, halb Nordafrika und die Kernländer des Nahen Ostens, der zweite digitale, sendet bis in den Iran und in den Südsudan. Das Hauptquartier von SAT-7 befindet sich in Zypern, die Studios, wo die Programme produziert werden, sind in Beirut und in Kairo.

Worauf bei SAT-7 Wert gelegt wird, ist Ganzheitlichkeit und eine große Nähe zum Publikum: Gesender wird auf Arabisch (seit 1. Jänner 2004 auch auf Persisch), die meisten Mitarbeiter kommen aus dem arabischen Kulturkreis. Man will, so Johansen, als arabischer Sender akzeptiert werden, und er weist darauf hin, dass in der Region das Missverständnis vorherrscht, das Christentum sei etwas Westliches: "US-Serien wie Dallas oder Friends werden gemeinhin als christliche' Programme wahrgenommen." Diesen, die Geschichte auf den Kopf stellenden Vorurteilen setzt SAT-7 sein Programm entgegen als "arabische, christliche Stimme".

Der SAT-7-Geschäftsführer hat auch die inferiore Situation der Pressefreiheit in den arabischen Ländern im Blick: Auch diese Lage kann modernes Satelliten-TV konterkarieren. So sei für eine Million christlicher Gastarbeiter in Saudiarabien, wo schon der Besitz einer Bibel unter Strafe steht, SAT-7 die einzige Verbindung zur christlichen Welt. Und auch die muslimischen Zuschauer, die im Allgemeinen kaum etwas übers Christentum wüssten, könnten hier wirklich etwas erfahren.

Weil die finanziellen Ressourcen sehr beschränkt sind, und weil durch den Anspruch, kein "westliches", sondern "arabisches" Fernsehen zu bieten, viel Eigenproduziertes nötig ist, sendet SAT-7 zwei- bis dreistündige Programme pro Tag, die - über den Tag verteilt - wiederholt werden. Es ist nicht möglich, live zu senden, auch die Nachrichtensendungen können da naturgemäß keine aktuellen Meldungen bringen. Dennoch wird, so Johansen, SAT-7 auch von nichtchristlichen Sehern geschätzt: Ein Gutteil der arabischen Kanäle seien nämlich Regierungssender mit besonders langweiligen Programmen. Das Kinderprogramm "Assanabel" oder Talkshows zu Frauenthemen auf SAT-7 seien daher beliebt. Es ist sehr schwer Quoten zu bestimmen, aber SAT-7 hat die Reichweite in Algerien, wo von 30 Millionen Einwohnern nur 10.000 Christen sind, ermitteln lassen - immerhin kam man da auf 1,5 Millionen Seher!

Ökumene als Programm

Wichtig ist, so Johansen, die ökumenische Ausrichtung des Senders: Alle großen Kirchen der Region unterstützen ihn. Wie funktioniert diese Zusammenarbeit? Johansen meint, keine Kirche kann es sich leisten, nur auf sich gestellt zu agieren. Eine Folge dieser multikonfessionellen Ausrichtung ist allerdings, dass - sonderbar für einen "religiösen" Sender - es bislang keine Gottesdienstübertragungen gibt; langfristig wird sich das, so Johansen, aber ändern müssen. SAT-7 habe aber keinesfalls die Missionierung von Muslimen zum Ziel und lehne daher auch die Unterstützung durch evangelikaler Sender vor allem aus den USA ab - die (finanzielle) Situation von SAT-7 wird dadurch zwar nicht einfacher wird; im letzten Jahr sind allerdings zwei evangelikale "Konkurrenz"-Kanäle on air gegangen, die auf arabisch senden - viel Geld sei da im Spiel.

Finanziert wird SAT-7 bislang kaum vom Nahen Osten aus. Ein Fünftel kommt aus Nordeuropa, etwas weniger aus Großbritannien, 10 Prozent aus Deutschland (Missio, Kirche in Not...), der Rest aus den USA. Auch Österreich will, so Johansen, sich engagieren: Man ist mit der "Dreikönigsaktion" im Gespräch, die Alphabetisierungsprogramme unterstützen will. Denn die laufen heute auch über das Fernsehen, das eben in entlegenste Teile der arabischen Welt vordringt.

Informationen: www.sat7.org

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