Christian Lehnert - Ein Zeitgenosse redet von Gott
Christian Lehnert, Lyriker und Theologe, schält in seinem Essay "Der Gott in einer Nuß" über die Liturgie den Kern der Gottesfrage heraus.
Christian Lehnert, Lyriker und Theologe, schält in seinem Essay "Der Gott in einer Nuß" über die Liturgie den Kern der Gottesfrage heraus.
Man mag ja die säkularisierten Zeitläufte als Zeiten des abfallenden Glaubens denunzieren und darob klagen, dass auch in den Kirchen immer weniger von Gott die Rede sei. Vielleicht liegt es eher daran, dass die institutionalisierte Religion und deren beamtete Verkünder es nicht verstehen, so von Gott zu sprechen, dass dies auch die Herzen der Menschen trifft.
Eine Vermutung dabei ist, dass die technokratische Sprache der Dogmen-Bewahrer die Botschaft verdunkelt (der gegenwärtige Papst versucht genau diese Verdunklung seiner Kirche auszutreiben). Es gibt aber auch die Gefahr, in eine kirchliche Biedermeier-Moderne zu verfallen: Wellness-Religion lacht aus den Titeln der spirituellen Ratgeber entgegen, und das Gros der Sonntagspredigten ist ebenfalls nicht dagegen gefeit.
Es fehlen die Dichter
Dabei ist eine (ge)rechte Sprache eine Conditio sine qua non für die Religion. Und diese Rede hat mehr mit Poesie als mit dem Dogma zu tun. Das Problem dabei: Es gibt in den Kirchen kaum Redende oder Schreibende, die derartige Ansprüche einlösen können. Anders gesagt: Es fehlen die Dichter, die "Gott" auf eine Weise in Mund nehmen können, dass auch der suchende Zeitgenosse eine Ahnung davon verspürt, was da gemeint ist.
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