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Furche Nr. 25/24. Juni 1993

Die Furche hatte Bischof Krätzl als Kolumnisten. Chefredakteur Hannes Schopf enttarnte indes in der Furche einen anderen Bischof, der sich anderswo unter anderem Namen als Kolumnist betätigte...

Der Innbrucker Bischof Reinhold Stecher hat am Montag in der ihm eigenen Klarheit wieder jene Dimensionen zurechtgerückt, um die es im St. Pöltner Konflikt geht. Nämlich nicht um Glaubenswahrheiten, sondern um Stilfragen. Der harte Kern: "Es gibt heute eine grundsätzliche Differenz im Führungsstil und wohl auch in dem dahinterliegenden Kirchenbild." [...]

Am 20. Juni, am Tag der großen Demonstration in St. Pölten, hat "Christianus", der anonym auftretende Kolumnist der "Kronen-Zeitung", die Kontroverse am "Runden Tisch" vom 7. Juni auf- und direkt für Bischof Krenn Partei ergriffen. Seit einem halben Jahr schreibt der Anonymus dort "50 Zeilen mit Gott" und über Gott und die Welt. Immer waren es - bis zum Sonntag - grundsätzliche Betrachtungen, die innerkirchliche Konflikte nicht kommentierten. Andererseits: Jeder hat das Recht, in dieser Auseinandersetzung natürlich auch für Bischof Krenn einzutreten und die Angst, von der die Rede war und ist, als "demagogisches Mittel gegen unliebsame Menschen" einzustufen.

Die Situation ist diffizil: "Christianus" heißt Kurt Krenn. Bischof Krenn, der am 21. Juni in der "Zeit im Bild 2" gemahnt hat: "Man sagt gewisse Dinge in der Familie und nicht im Lautsprecher - und das ist heute unser Problem."

Dabei ist ja überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Bischof als Kolumnist für eine Zeitung zur Feder greift. Krenn ist da nicht der einzige, auch wenn er der einzige ist, der es unter einem Pseudonym tut. Dafür kann es mannigfaltige Gründe geben. Umgekehrt signalisiert der St. Pöltner Bischof durch seine Kolumnistentätigkeit für die "Kronen-Zeitung" eigentlich auch große Toleranz, die ihm viele absprechen. Kein barbusiges Pin-up-girl, kein von einer Sexologin angestimmtes Hohelied auf die Selbstbefriedigung und keine Sex-Telefon-Anzeigen im redaktionellen Umfeld scheinen da zu stören. Da gelten offensichtlich andere Maßstäbe.

Aber nicht das, sondern die Berichterstattung über die innerkirchliche Situation hat Krenn am Montag angesprochen, wenn er meint: "Wenn zum Beispiel Presseprodukte Umsatzerhöhung brauchen auf Kosten solcher Thematiken, dann ist das nicht gut."

Jeder kann sich nun darauf seinen Wolf-Martin-Reim machen, was gemeint ist, daß nur "gewisse" Medien die Auseinandersetzungen in und um St. Pölten hochspielen, andere jedoch nicht. Bischof Krenn hat zur veröffentlichten Meinung in Österreich also durchaus - und sogar im Vollsinn des Wortes - ein sehr gepflegtes Verhältnis.

Nächste Woche: Rupert Gmoser 1994 über den Nationalrat.

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