Christliche Kirchen gemeinsam gegen Rechts

Werbung
Werbung
Werbung

Nun ist es doch noch gut gegangen. Nach dem erschreckenden und für die Linke peinlichen Ausgang des ersten Durchgangs der Präsidentenwahl hat Frankreich politisch die Notbremse gezogen. Allerdings gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Nicht nur die politischen Parteien, Intellektuelle und KünstlerInnen, Wirtschaft und Medien bleiben gefordert, auch die Kirchen.

Die Warnung der französischen Kirchen vor der Politik des "Front National" und der Aufruf nicht Le Pen zu wählen waren deutlich. Jean-Marie Lustiger kritisierte, dass Le Pen in seinen Reden mit Zitaten aus der Bibel und von Johannes Paul II. Missbrauch treibe. Der Bischof von Marseille wies auf die menschenverachtende Politik der Ausländerfeindlichkeit hin. Am deutlichsten exponierte sich der Bischof von Saint Denis, Olivier de Berranger. Er meinte, "ein klar denkender Katholik" könne Le Pen nicht wählen, weil dieser für eine "totalitäre und antichristliche Tradition" stünde. Prompt kam die Retourkutsche dafür. Der "Sowjetbischof von Saint Denis" unterstütze die Kommunisten, so Le Pen.

Aus der Beobachtung dieser Ereignisse lassen sich folgende Überlegungen ableiten: Die Kirchen gehen auf eine Auseinandersetzung mit rechten politischen Kräften zu. Die VertreterInnen dieser Politik benutzen kirchliche und christliche Inhalte, um ihre Absichten zu kaschieren oder WählerInnen zu manipulieren. Dazu gehört etwa die Kritik an der liberalen Abtreibungsregelung, das Eintreten für ein christliches Abendland ("wehrhaftes Christentum") u. a. Zur Verteidigung gegenüber kritischen Stimmen aus den Kirchen greifen rechtspopulistische Politiker zu persönlicher Diffamierung und Unterstellung parteipolitischer Interessen.

Da die Auseinandersetzung mit diesen politischen Kräften sich auch während der Wahlkämpfe abspielt, ist eine Parteinahme der Kirchen unvermeidlich. Auch durch Schweigen hätten die französischen Kirchen Stellung bezogen. Die Forderung nach einer "Äquidistanz" der Kirchen ist eine Schutzbehauptung der Rechten. Vor der Auseinandersetzung mit den erstarkenden Kräften der Rechten in Europa stehen die Kirchen gemeinsam. Dabei steht die Glaubwürdigkeit des Evangeliums auf dem Spiel.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung