Club der Schlächter (unvollständiger Auszug)

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Sie verantworten nicht Tausende, sondern Millionen Tote - meistens ohne dass ein weltliches Gericht sie verfolgt hat.

Aufzählungen wie diese, sind immer mit Vorsicht zu lesen - und noch mehr zu schreiben. Kein Kontinent, keine Weltregion hat das Monopol auf Gewaltherrschaften und den damit einhergehenden Grausamkeiten. Die Mitgliedschaft im "Club der Schlächter" wird leider weltweit genutzt. Dass an dieser Stelle die Afrika-Sektion vorgestellt wird, impliziert keine Führerschaft im Diktatur-Ranking. Noch dazu, wo sich keiner der Genannten - und am wenigsten das Buren-Kind Botha - ohne die Unterstützung der ehemaligen Kolonialstaaten (Frankreich, Großbritannien, Belgien, Holland …) an der Macht hätte halten können. Wer, wohin ins Exil gegangen ist und dort Asyl bekommen hat, spricht Bände über weltweite Clubsolidaritäten.

Mobutu Sese Seko

Zaire

Sein Markenzeichen waren ein Leopardenfellkäppi und Verschwendungssucht. Nach fünf Jahren im Amt, ließ er 1970 den Kongo in Zaire umbenennen. Bis zu seinem Sturz 1997 beutete er das Land systematisch aus und überwies Milliardensummen auf Auslandskonten. Als er alle Tutsis im Land auszuweisen versuchte, brach eine Revolte aus, die zu seinem Sturz führte. Er starb im Exil.

I. Barre Mainassara

Niger

Der für seine Brutalität bekannte Präsident wird nach dreijähriger Herrschaft 1999 auf dem Flughafen der Hauptstadt Niamey von seiner eigenen Garde hinterrücks erschossen.

Laurent Kabila

Kongo

Che Guevara hat in ihm einen Lebemann, aber keinen Revolutionär gesehen - und sich enttäuscht abgewandt. Zu Unrecht: Kabila gelang es, das Mobutu-Regime zu stürzen. Als Retter und Befreier gefeiert, verspielte er aber in seiner Amtszeit den Hoffnungs- und Vertrauensvorschuss, blockierte den Demokratisierungsprozess. 2001 wurde er ermordet, heute regiert sein Sohn Joseph.

Macias N'Gueme

Äquatorial-Guinea

Nach seiner Wahl zum Präsidenten 1968 errichtete er eine blutige Gewaltherrschaft. Nach elf Jahren wird er in einem unblutigen Militärputsch gestürzt, auf der Flucht verhaftet, verurteilt und hingerichtet.

Pascal Lissouba

VR Kongo

In den 1960er Jahren Premier, dann politischer Gefangener, Putschist, ins Exil vertrieben, 1992 zurück und zum Präsidenten gewählt, der die Opposition mit Gewalt unterdrückte, seit 1997 wieder im Exil.

Pieter Willem Botha

Südafrika

Sein Konfrontationskurs und seine jähzornige Art trugen ihm den Spitznamen "Großes Krokodil" ein. Als Staatspräsident war er bis 1989 der letzte Vertreter einer strikten Apartheidspolitik. "Totale Strategie" und "totale Schlacht" lautete seine Devise. Die von Nelson Mandela eingesetzte Wahrheitskomission befand Botha schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig.

Mengistu H. Mariam

Äthiopien

Im Dezember 2006 spricht ihn das Oberste Gericht in Addis Abeba des Völkermords schuldig und verurteilt den früheren Diktator zum Tod. Doch seit 1991 lebt der Verurteilte unter dem Schutz von Robert Mugabe auf einer Farm in Simbabwe. Mengistu regierte von 1977 bis 1991. In dem zwölf Jahre dauernden Prozess gegen ihn wurde er in 211 Anklagepunkten schuldig gesprochen.

M. Siad Barre

Somalia

Nach einem Militärputsch wird er 1969 Präsident und bleibt 22 Jahre unumstrittener Herrscher. Seine Macht sichert er sich zuerst mit Unterstützung der Sowjetunion und danach mit US-Waffenlieferungen. Er bricht einen Krieg mit dem Nachbarn Äthiopien vom Zaun und hetzt im eigenen Land die verschiedenen Clans gegeneinander auf. 1991 flieht er, 1995 stirbt er in Lagos, Nigeria.

Hissene Habre

Tschad

In seinen acht Jahren Präsidentschaft sind laut amnesty international 40.000 Menschen aus politischen Gründen ermordet worden sein. Habré erhält 1990 Asyl in Senegal, das Tauziehen um seine Auslieferung geht weiter.

Didier Ratsiraka

Madagaskar

In seiner Heimat zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt, verbringt der Putschist und Autokrat aufgrund seiner guten Beziehungen zu Frankeichs Polit-Elite einen geruhsamen Lebensabend in Paris.

Idi Amin

Uganda

1,93 Meter groß, weit über 100 Kilogramm schwer war er zehn Jahre Boxmeister aller Klassen seines Landes - das ist das einzige Positive und Harmloseste, was man über diese Verkörperung des brutalen Gewaltherrschers ohne jegliche Skrupel sagen kann. Mit 400.000 Opfern seines Machtwahns liegt man im Mittelfeld der Schätzungen. 1979 wird er vertrieben und lebt bis zum Tod 2003 in Saudiarabien.

Jean-Bedel Bokassa

Zentralafrikanische Republik

Gewalt und Luxus kennzeichnen seine Herrschaft von 1965 bis 1979. Zwei Jahre zuvor hat er sich selbst in einer prunkvollen Zeremonie, die mehr als 30 Millionen Dollar gekostet hat, zum Kaiser gekrönt - Papst Paul VI. hat seine Teilnahme abgesagt. 1980 wird er in Abwesenheit wegen Mordes, Folter, Korruption und Kannibalismus zum Tod verurteilt. 1996 stirbt er an Herzinfarkt.

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