Symbolbild - Das ewige Leben - © Pixabay auf Pexels

"Das ewige Leben": Wolf Haas setzt das Thema Religion im Kriminalroman fort

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Seit knapp hundert Jahren nimmt der Krimi die Tradition des mittelalterlichen Mysterienspiels und des barocken Welttheaters in säkularisierter Gesellschaft auf. Er belehrt über Schuld und Vergebung, Verbrechen und Moral. Wolf Haas bringt erneut einen Fall mit dem sehr menschlichen Detektiv Brenner, der immer wieder scheitert.

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Seit knapp hundert Jahren nimmt der Krimi die Tradition des mittelalterlichen Mysterienspiels und des barocken Welttheaters in säkularisierter Gesellschaft auf. Er belehrt über Schuld und Vergebung, Verbrechen und Moral. Wolf Haas bringt erneut einen Fall mit dem sehr menschlichen Detektiv Brenner, der immer wieder scheitert.

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„Jetzt ist schon wieder was passiert." Mit diesem Satz beginnt Wolf Haas seinen neuesten Kriminalroman. Detektiv Brenner kehrt in die Stadt seiner Jugendsünden, nach Graz, zurück. Irgendwie logisch, dass es zugleich der letzte Brenner-Krimi sein muss. Titel des Bandes: "Das ewige Leben".

Der erste Krimi erschien 1996 und hieß "Auferstehung der Toten", dann folgten "Der Knochenmann", "Silentium!", "Wie die Tiere" und "Komm, süßer Tod". Warum so deutliche Anspielungen auf religiös-christliche Inhalte bereits im Titel?

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Religion im Kriminalroman ist ein Thema, das dieses literarische Genre von Anfang an begleitet. Der Krimi setzt die Tradition des mittelalterlichen Mysterienspiels und des barocken Welttheaters in säkularisierter Gesellschaft fort. Er belehrt über Schuld und Vergebung, Verbrechen und Moral. Der Detektiv bringt die Wahrheit ans Licht und verhilft der Vorsehung zum Durchbruch, er ist als "Detektiv-Gott" Ersatz für Gott in einer gottverlassenen Welt (so Siegfried Kracauer).

Besonders reizvoll wird der Zusammenhang von Religion und Verbrechen, wenn sich Rabbis oder Pfarrer selbst als Detektive betätigen und auch in religiösen Gemeinschaften, mittelalterlichen Abteien, Kirchen, ja im Heiligen Land auf Verbrecherjagd gehen. Begonnen hat damit die amerikanische Pfarrerstochter Dorothy L. Sayers vor knapp hundert Jahren.

Mit seinem Brenner hat Wolf Haas allerdings keinen allwissenden Detektiv-Gott geschaffen, sondern einen schwachen, gebrochenen Zweifler, der in vielerlei Hinsicht in seinem Leben gescheitert ist. Nicht aus moralischer Integrität oder intellektueller Überlegenheit ist er zur Aufdeckung der Wahrheit fähig. Mir kommt Brenner damit sehr "evangelisch" vor: Er lebt nur aus Gnade, ist simul iustus et peccator.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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