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Seit 2000 Jahren wird es gebetet: "Wer sich in das Vaterunser vertieft, versenkt sich in die Spiritualität Jesu, trinkt aus ihr wie aus einem Brunnen, aus dem Honig, Wein und Öl sprudeln. Wer aber davon getrunken hat, kann selbst zu einem Brunnen werden, an dem andere ihren Durst nach der Fülle des Lebens löschen", schreibt Klaus Egger, Bischofsvikar in Innsbruck, in seinem Buch "Das Vater unser".

Bedauerlich, dass dieser Brunnen für manche versiegt ist. Von Kindheit an vertraut, Tausende Male gebetet, können die Worte Jesu im Laufe eines Lebens leer und schal werden - man spricht sie gedankenlos oder leiert sie herunter, und so geht ihr tieferer Sinn verloren, wird teilweise oder ganz verschüttet; gegen solche Entwicklungen unternimmt Egger keinen Kreuzzug der großen Worte: "Nur Betroffene können Betroffenheit auslösen." Genau das spürt man: Dies ist nicht nur ein ansprechendes Buch, das neu Lust aufs Vaterunser macht und seine Tiefen auslotet. Es ist geschrieben von einem, dem das Gebet des Herrn zum Lebensatem geworden ist.

Satz für Satz geht Egger das Vaterunser durch: Er beobachtet, erläutert, problematisiert oder verweist auf Themen, die darin anklingen: Vater, Name, Himmel, Reich Gottes, Wille Gottes, Brot, Vergebung, Versuchung. Man muss sich weder allen Deutungen anschließen noch am Wortlaut der Erschließungen kleben bleiben: Wen die Lektüre aber stutzig oder nachdenklich macht, hat für sein Beten gewonnen. Egger gelingt es, in verständlicher Sprache theologische Inhalte aufblitzen zu lassen, ohne bei ihnen hängen zu bleiben. Er zeigt auf, dass das Nachbeten der Worte Jesu hineinzieht in seine intime Gottesbeziehung und teilnehmen lässt an seinem Traum vom Reich Gottes. Aufschlussreich sind viele Verweise auf biblische Hintergründe, die Jesu Verwurzeltsein in der jüdischen Tradition belegen.

Egger stellt das Vaterunser als Gebet wie als Gebetsschule dar. Der Text des Vaterunsers ist außerdem, quer übers ganze Bändchen verteilt, auf Deutsch, Griechisch, Lateinisch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch abgedruckt. Reinhold Stecher hat ein Vorwort beigesteuert: "Von neuem in die Gebetsschule des Herren geschickt" fühlt sich Innsbrucks Altbischof mit dieser Veröffentlichung.

Das Vater unser. Mitte gemeinsamen Christseins. Von Klaus Egger. Tyrolia Verlag, Innsbruck 2000, 112 Seiten, öS 144,-/e 10,46

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