Das Geschenk des Jubilars

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"Konzilssohn", so hat er sich vor fünf Jahren in einem Interview mit der Furche augenzwinkernd charakterisiert - in geistiger Verwandtschaft und Nachfolge zu Konilsvätern wie Kardinal König. Als "Freund in der Sache" hat ihn der Furche-Redakteur letztes Jahr zu seinem 75er für diese Zeitung, für die er 1988-96 Kolumnen schrieb, reklamiert. Am 20. November beging Helmut Krätzl, Wiener Weihbischof und dienstältester unter Österreichs katholischen Hirten, sein 30-jähriges Bischofsjubiläum.

Zu seinem "geistlichen" Jahrestag wartet die Furche nicht mit einer weiteren Laudatio aus redaktioneller oder fremder Feder auf (die dem Jubilar taxfrei anstünde). Denn was an Helmut Krätzl zu loben ist, kann in seinem neuen Buch "Eine Kirche, die Zukunft hat" nachgelesen werden. In 12 Essays setzt sich der kritische wache Kirchenmann mit "scheinbar unlösbaren Kirchenproblemen" auseinander, und legt - unpolemisch, theologisch eindeutig und einfach argumentierend, mitunter ob so vieler versäumter Chancen mit einem Schuss Traurigkeit, aber ungebrochen hoffnungsfroh - eine scharfsinnige Kirchen-Analyse vor und liefert Denkrichtungen für Lösungen gleich mit.

Die Probleme mit dem Priestermangel nimmt er ebenso auf wie Fragen der Ökumene, des Papstamtes, des römischen Zentralismus, der geistlichen Bewegungen oder der Aufgabe der Kirche in der säkularen Gesellschaft. Für einen Bischof schon fast eine heroische Tat (Was sind das für Zeiten!), wie Krätzl zu Fragen von der Empfängnisverhütung bis zu den wiederverheirateten Geschiedenen standhaft weltoffen bleibt. Ein Mutbuch für langsam Verzagende in der katholischen Kirche, die von ihren Hirten Weltfremdes zu hören gewohnt sind, wo sie Lebensnahes hätten erwarten dürfen.

Einmal mehr prophetische Rede eines Bischofs, der die Errungenschaften des II. Vatikanums nicht verleugnen will. Im Gegenteil. Und wie alle Prophetie eine Stimme wider den - kirchlichen - Zeitgeist.

Mit diesem Buch, aus dem nebenstehender Auszug stammt, macht Krätzl sich selbst und seiner Kirche das schönste Geschenk. Otto Friedrich

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