Der zeitliche Zusammenhang gibt zu denken: Kurz bevor in Johannesburg die Weltkonferenz für nachhaltige Entwicklung begonnen hat, versanken große Teile Europas in einer Flutkatastrophe, mit der niemand gerechnet hatte. Überraschung ist trotzdem nicht angebracht.
Seit Jahren liegen die Berichte der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) vor. Der bislang letzte von 2001 benennt die Ursachen der Entwicklung und stellt fest, dass der Klimawandel mit seinen extremen Wettererscheinungen zu einem wesentlichen Teil auf menschliche Ursachen zurückzuführen ist.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Genf hat sich zu dieser Entwicklung in einer Studie unter dem bezeichnenden Titel "Solidarity with Victims of Climate Change - Solidarität mit den Opfern des Klimawandels" geäußert.
Darin werden die Auswirkungen des Klimawandels beschrieben. So genannte Naturkatastrophen werden überall auf der Welt keine Ausnahmen sein.
* Der Bedarf an Notfallhilfe wird daher stark steigen.
* Ebenso wichtig sind alle Maßnahmen, die Gesellschaften auf das Leben unter den neuen Bedingungen vorbereiten.
* Als dritte Konsequenz nennt der Ökumenische Rat der Kirchen die Zunahme der Zahl von "Umweltflüchtlingen" weltweit.
Weil der Klimawandel weder als bloße Naturerscheinung noch ausschließlich als Folge menschlicher Aktivität gesehen wird, fallen die Forderungen auch differenziert aus: Die Kirchen mögen die Regierungen drängen, das Kyoto-Protokoll umzusetzen und neue Verhandlungen mit weiter reichenden Zielen zu beginnen. Gleichzeitig müssen die Kirchen ihre Verantwortung für die Opfer des Klimawandels wahrnehmen.
Dabei geht es weder darum, die Augen zu verschließen noch apokalyptische Stimmungen zu verbreiten. Jetzt - so der Ökumenische Rat der Kirchen - ist Weisheit gefordert.
Auch Noah hat auf die Ankündigung der Flut weder mit Gleichgültigkeit noch mit Weltuntergangsstimmung reagiert, sondern mit viel Arbeit und einer technischen Meisterleistung.
Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich.
