Lombardi - © Foto: getty images

Das Mikrofon Gottes

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Vor 40 Jahren starb P. Riccardo Lombardi SJ, zu dessen Predigten nicht nur in Italien Hunderttausende kamen. Seine „Bewegung für eine bessere Welt“ wirkt noch heute.

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Vor 40 Jahren starb P. Riccardo Lombardi SJ, zu dessen Predigten nicht nur in Italien Hunderttausende kamen. Seine „Bewegung für eine bessere Welt“ wirkt noch heute.

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Die Älteren erinnern sich noch, wie beliebt in den 1950er bis 70er Jahren die Predigten Riccardo Lombardis in Österreich waren. Ein Zeitgenosse schrieb damals, dass zu P. Leppich Zehntausende kommen, zu P. Lombardi aber Hunderttausende! Nicht nur in Italien und im deutschsprachigen Raum, in der ganzen Welt strömten Massen zu Lombardi, der in fünf Sprachen predigte. Sein Ruhm lebt noch auf allen Kontinenten, ja zum Teil nimmt er noch weiter zu. In vielen Ländern der Welt, auch in Österreich, gibt es eine kirchlich anerkannte Landesgruppe der von Lombardi gegründeten „Bewegung für eine bessere Welt“ (=BBW). Heute ist Lombardis Name vor allem außerhalb Europas bekannt, während man bei uns kaum mehr daran denkt, wie wichtig seine Rolle war, nicht nur als Ideengeber des 2. Vatikanischen Konzils.

Von Pius XII. euphorisch unterstützt

Riccardo Lombardi SJ wurde am 28. März 1908 in Neapel geboren. Er starb vor 40 Jahren, im 72. Lebensjahr am 14. Dezember 1979 in Rocca di Papa nahe Rom. Man nannte ihn liebevoll „Mikrofon Gottes“, doch er hatte auch Feinde, von Kommunisten erhielt er sogar Morddrohungen. Warum wurde er von Papst Pius XII. so stark gefördert, während ihn Johannes XXIII. und Paul VI. zwar hochschätzten, aber nicht so euphorisch unterstützten wie Pius XII.? Warum stellte sich die Kurie gegen ihn?

Er schlug Reformen vor, die teilweise erst heute realisiert werden. Chiara Lubich (Gründerin der Fokolare) und Lombardi waren in vielem einig. Mutter Teresa besuchte ihn mehrmals. Johannes Paul II. lobte seine Leistung zur Vorbereitung des Konzils. Andrea Riccardi, Gründer von Sant’Egidio und Organisator des Weltgebetstags der Religionen 1986 in Assisi, lobte ihn heuer in Rom bei einer Fachtagung über P. Riccardo Lombardi. Einige denken dessen Seligsprechung an. In der weltweiten BBW lebt Lombardis Geist weiter. Im September sah ich bei einem „Cenacolo“ der BBW in Rom, wie lebendig diese internationale Bewegung heute ist. Viele Delegierte kamen aus ganz Europa (v. a. Spanien, Italien, Belgien etc.), aber etwa zwei Drittel aus Übersee, speziell Lateinamerika (von Mexiko bis Argentinien), Afrika (auffallend aktiv: DR Kongo) und Asien (z. B. Indien, Papua-Neuguinea u. a.); die angelsächsische Welt war mit Kanada und Australien präsent.

Ich glaube, es lohnt sich zu erinnern, wieso eigentlich diese BBW ins Leben gerufen wurde, wie Papst Pius XII. und Pater Lombardi dabei zusammenwirkten und welche Schlüsselrolle Wien hatte. Papst Pius war über den Krieg schockiert, u. a. wegen der Brutalität der Nazi-Besatzer in Rom. Aus Angst vor einer Verhaftung wagte er sich kaum über die Grenzen des Vatikans hin­aus. Die Nazis wurden dann zwar besiegt, aber nach 1945 dehnte sich der kommunis­tische Ostblock sehr stark aus. Der Westen war hilflos, als Staat um Staat unter Stalins Kontrolle geriet und der Terror gegen Christen zunahm. Die KP wuchs in Frankreich, Belgien etc. und in Italien erwarteten bzw. befürchteten viele einen Wahlsieg der KP. Da bangte der Papst, Rom könnte es wie Moskau ergehen und das Zentrum der katholischen Kirche geriete unter die Herrschaft des Atheismus!

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