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Das Vaticanum II

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Im letzten Konzil waren die Aussagen über ähs Wesen des Priester-tums unmißverständlich: „Jesus Christus sendet die Apostel, wie Er selbst gesendet war vom Vater. Er wollte, daß deren Nachfolger, das heißt die Bischöfe, in Seiner Kirche bis zur Vollendung der Weltzeit Hirten sein sollten. An Gottes Stelle stehen sie (die Bischöfe) mit ihren Helfern, den Priestern und den Diakonen, der Herde vor, deren Hirten sie sind, als Lehrer in der Unterweisung, als Priester im heiligen Kult, als Diener in der Leitung. In den Bischöfen, denen die Priester zur Seite stehen, ist inmitten der Gläubigen der Herr Jesus, der Hohepriester, anwesend. Die Bischöfe sind Glaubensboten, sie sind authentische, d. h. mit der Autorität Christi ausgerüstete Lehrer... Sie halten die ihrer Herde drohenden Irrtümer wachsam fern. Die Bischöfe leiten die ihnen zugewiesenen Teilkirchen als Stellvertreter und Gesandte Christi. Die Bischöfe sind auf Grund göttlicher Einsetzung an die Stelle der Apostel als Hirten der Kirche getreten. Wer sie hört, hört Christus, und wer sie verachtet, verachtet Christus und den, der Christus gesandt hat. Da der Bischof nicht immer und nicht überall in eigener Person den Vorsitz über das gesamte Volk seiner Kirche führen kann, so muß er diese notwendig in Einzelgemeinden aufgliedern ... Der Seelsorger vertritt den Bischof. In vorzüglicher Weise sind die Pfarrer Mitarbeiter des Bischofs. Ihnen wird als eigentlichen Hirten die Seelsorge in einem bestimmten Teil der Diözese unter der Autorität des Bischofs anvertraut. In jedem Vollzug der Sakramente machen sie (die Priester) Christus in den einzelnen Gemeinschaften der Gläubigen gewissermaßen gegenwärtig, Die Priester üben, entsprechend ihrem Anteil an der Vollmacht, das Amt Christi, des Hauptes und Hirten aus. Es haben alle Priester mit dem Bischof an dem einen Priestertum Christi und dessen Ausübung Anteil.“ Was ist ein Priester? Der Priester unserer Tage ist „Apostel“, Nachfolger der Apostel. Der Priester ist von Christus berufen und mit Seinem Geiste ausgestattet; wie die Apostel. Wer das Wesen des Priestertums nicht erkennt, der hat nie verstanden, daß es jemals Apostel gab, die in der Kraft und Macht Christi di Kirche bauten. losinisflc

Wir geben ziu, daß die katholische Auffassung vom Bischof (und damit auch vom Weihepriester) historisch entstanden ist; sie hätte nach menschlichem Ermessen auch anders werden können. Angesichts dieser Tatsache wird man sich heute entscheiden müssen: Entweder man glaubt daran, daß diese Kirche von Anfang an vom Geiste Christi geführt ist; dann ist sie in ihrem wesentlichen Aussagen wirklich Ausdruck der Wahrheit und Hüterin von Gottes Wort und Gottes Willen. In diesem Fall glaubt man also an Unfehlbarkeit, Dogmen, Führung durch den Hl. Geist und an die Geist-Gottes-Fülle der Tradition, die sich in den Autoritätsentscheiden der geschichtlichen Kirche geäußert hat. Oder man glaubt nicht an die Vollmacht, die Christus Seiner Kirche gegeben hat. Dann ist die Kirche in ihrer zweitausend jährigen Geschichte das Sammelbecken vielfältiger und unverbindlicher Gedanken und Modelle, die man über Bord wirft, sobald man auf Besseres hoffit.

Wer sich zur zweiten Entscheidung bekennt, der wird sagen: „Wir müssen in jeder Phase der Kirchengeschichte bei der Stunde Null anfangen; wir müssen daher auch heute wieder alles in Frage stellen; wir müssen immer so tun, als hätte es nie ein Dogma und nie ein Lehramt gegeben; wir müssen das Christentum in jeder Stunde der Geschichte neu auf Grund der Bibel kritisieren und modellieren.“ Aber diese zweite Lösung ist nicht mehr in der katholischen Kirche beheimatet; sondern außerhalb jener Kirche, die bis ans Ende der Zeiten alle Stürme der Zeit überleben wird.

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