Dass Gott ein Tätigkeitswort werde

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Heute möchte ich Ihnen ein kleines Buch ans Herz legen. Es ist sogar sehr klein: Man kann es auf einen Sitz auslesen. Ich habe es im Friseursalon aufgeschlagen und dort auch gleich während des Wartens ausgelesen, so kurz ist es. Ich kann es nur jedem und jeder empfehlen, nicht nur, weil es kurz, vielmehr, weil es ein weises Buch ist. Es gibt nämlich nur wenige weise Bücher.

Ich bin auf dieses Büchlein durch einen Artikel meines Kollegen Erich Garhammer auf feinschwarz. net gestoßen. Am 11. Februar 2017 ist Kurt Marti gestorben, der Berner Pastor und Dichter. Garhammer hat ihm einen schönen Nachruf gewidmet.

Von Marti kannte ich vor allem seinen trefflichen Satz "Wunsch. Dass Gott ein Tätigkeitswort werde." Jetzt lernte ich seine im hohen Alter geschriebenen "Spätsätze" kennen. "Heilige Vergänglichkeit" nannte Marti sein letztes Buch.

"Wozu beten? Damit uns nichts selbstverständlich wird. Selbstverständlich ist nur das Nichts." Gibt es eine nüchternere Begründung für das Beten? "Auch und gerade Gott ist nicht selbstverständlich. Daran erinnern uns die Atheisten." Gibt es eine frommere Legitimierung für die Existenz des Unglaubens? "Gott ist unser Jenseits. Das zu glauben genügt, und alles weitere (auch Verwandlung, Auferstehung usw. ) bleibt ihm überlassen." Gibt es realistischere Hoffnung? Vielleicht: aber selten.

Wer unter 30 ist, sollte dieses Buch lesen, um frühzeitig zu wissen, was kommt. Wer in der Rushhour des Lebens steht, sollte es lesen, um bei allen Anstrengungen, Erfolgen und Misserfolgen nicht zu vergessen, worum es wirklich geht. Und wer, wie der Autor dieser Zeilen, schon etwas älter ist, darf es als Trost lesen. Denn: "Hie und da aber grüßt - o Wunder! - ein ewiger Augenblick die heilige, weil von Gott gewollte Vergänglichkeit."

Der Autor ist katholischer Pastoraltheologe an der Universität Graz

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