Der 88. Nachfolger des heiligen Rupert

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In den letzten Jahren war es still geworden um Georg Eder, den Salzburger Erzbischof zwischen 1988/89 und 2003. Und leise war sein Abgang: Am 19. September verstarb der 88. Nachfolger des heiligen Rupert im Altersheim Mattsee, wohin er erst vor wenigen Wochen aufgrund seines Gesundheitszustandes übersiedelt war. Wahrscheinlich hatte sich Georg Eder nicht gedacht, dass ihn das Salzburger Domkapitel je zum Erzbischof wählen würde. Denn der damalige Pfarrer von Altenmarkt im Pongau war als stramm Konservativer bekannt, der auch in seinen Predigten aus seinem Herzen keine Mördergrube machte. Aber als in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre - bekanntlich nach ständiger Denunziation der Ära König in Rom - die konservative Restauration via Bischofsernennungen Platz griff, sollte auch in Salzburg ein Exempel statuiert werden. Der Dreiervorschlag aus Rom, aus dem das Salzburger Domkapitel den neuen Hirten Ende 1988 zu wählen hatte, war offenbar so gestaltet, dass die Kanoniker daraus dem erzkonservativen Pfarrer am ehesten pastorales Fingerspitzengefühl zutrauten.

Letzteres ließ der "Primas Germaniae" in seiner 14-jährigen Amtszeit auch walten. Dem entgegen sind jedoch seine Durchsetzungsversuche einer "reinen Lehre", wie sie das konservative Kirchensegment wünschte, ebenfalls legendär: Er entfernte den damaligen Linzer Familienseelsorger Bernhard Liss aus dem Rupertusblatt, weil ihm dieser zu "liberale" Kommentare zu Ehe-und Sexualfragen verfasst hatte. Er predigte über Aids als Strafe Gottes und Rockmusik als Teufelszeug. 1992 lud Georg Eder den austrobrasilianischen Bischof Erwin Kräutler von den Salzburger Hochschulwochen als Festredner aus, weil er in diesem einen zu linken Gottsmann sah. Kräutler meint dazu in seiner Autobiografie, dass ihn dies tief getroffen habe, er macht aber die damaligen Berater Eders für den Eklat verantwortlich. Später versöhnten sich Eder und Kräutler jedoch. Georg Eder gehörte aber auch zu den vier Bischöfen, die 1998 öffentlich bekannten, zur "moralischen Gewissheit" gelangt zu sein, dass die Missbrauchsvorwürfe gegen den Wiener Kardinal Hans Hermann Groër begründet seien.

Auch das Salzburger Diözesanforum, das 1996 in weitgehendem Konsens endete, war für Eder ein prägendes Erlebnis, das manches an Polarisierung, für die er auch persönlich gestanden war, aufbrechen ließ. Solche Versöhntheit über alle Spaltungen und Spannungen hinweg wurde Eder auch nach seinem Rücktritt von Menschen, die ihn kannten, konzediert .

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