Der Kirchen entscheidende Stimme

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Die Kirchen wollen sich aktiver in die soziale und kulturelle Gestaltung Europas einbringen. Das war eines der Ergebnisse der internationalen Ökumene-Konferenz, die am vergangenen Wochenende in Wittenberg stattgefunden hat. Die Konferenz war die dritte Etappe auf einem Pilgerweg, der im kommenden September in Sibiu/Hermannstadt mit seiner vierten Etappe zugleich ans Ziel kommen wird. Nach Basel (1989) und Graz (1997) wird in Sibiu die 3. Europäische Ökumenische Versammlung stattfinden, die von der katholischen CCEE und der KEK (Konferenz Europäischer Kirchen) veranstaltet wird.

Die Kirchen werden von den Entwicklungen in Europa in ihrem Zeugnis herausgefordert. Was bedeutet der Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung heute? Armut, Klimawandel, Rüstungsexporte, Umweltschutz - das sind die Themen, die dafür heute anstehen. In typisch evangelischer Selbstkritik meinte Bischöfin Margot Käßmann: "Es ist uns bisher nicht gelungen, in Europa ein überzeugendes Signal zu setzen, durch das die Menschen erkennen: Die Kirchen sind die entscheidende Stimme für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung."

Woran liegt das? Fehlt es an Glaubwürdigkeit? Als der anglikanische Bischof von London, Richard Chartres, im Fernsehen die Meinung vertreten hatte, in Zeiten des Klimawandels sei es eine Sünde, zu fliegen oder ein großes Auto zu fahren, musste er sich beim Wort nehmen lassen. Nun heißt es für ihn: Ein Jahr lang keine Meile fliegen, nach Wittenberg kam er mit dem Zug. Solche Signale braucht es, keine Frage. Wichtiger aber ist es, die kirchlichen Appelle in realisierbare, also politikfähige Maßnahmen umzusetzen. Das bedeutet in den meisten Fragen parteilich sein. Ob die Kirchen dazu bereit sind?

Der Autor ist Oberkirchenrat der evangelischen Kirche A.B.

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