Der Neffe besiegt den Enkel und Sohn

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Zwei berühmte Namen kandidierten für das Amt des griechischen Ministerpräsidenten: Karamanlis gegen Papandreou - und Kostas, der Neffe des 1998 verstorbenen Minister- und Staatspräsidenten Konstantinos Karamanlis, konnte unerwartet eindeutig das Rennen um den Premierposten gegen Giorgos Papandreou, den Sohn und Enkel ehemaliger griechischer Ministerpräsidenten für sich entscheiden.

"Die Bürger zweifelten offenbar daran, ob wir die notwendigen Änderungen umsetzen können", gestand Papandreou noch am Abend des Wahlsonntags seine Niederlage ein und kündigte eine Vertrauensabstimmung in seiner Partei an. Pasok-Chef Papandreou wird dabei vor allem die Frage beantworten müssen, warum die Sozialisten aus der stark kritisierten Reaktion der Regierung auf die Brandkatastrophe politisch so wenig Kapital schlagen konnten.

Zu schlechtes Griechisch?

Die Griechen hätten "dem vertraut, den sie kennen", analysierten Fernsehkommentatoren das Ergebnis. Zudem haben viele Griechen kleineren Parteien ihre Vertrauen ausgesprochen. Vielleicht liegt diese Niederlage aber auch nur daran, dass Papandreou zu lange in den USA gelebt hat und sein Griechisch deswegen nicht immer fehlerfrei ist.

Auch der 1956 in Athen geborene und nun wiedergewählte Premier Karamanlis hat in Amerika studiert. Doch sein Auslandsaufenthalt dauerte nicht lange. Als er 1989 erstmals ins griechische Parlament gewählt wurde, herrschten schwere Zeiten für seine Partei. Nach einer Reihe von Wahlniederlagen war die bürgerliche Nea Dimokratia gespalten und geschwächt. Seine Stunde schlug beim Parteitag 1997: Allein dem Namen seines Onkels, der Griechenland in den ersten Jahren nach dem Sturz der Obristenjunta (1974) zur Demokratie und zum Beitritt in die EU (1981) geführt hatte, verdankte er seine Wahl zum Parteichef.

Mit eiserner Hand schaltete er daraufhin Rivalen aus und überstand eine Niederlage bei der Parlamentswahl 2000. Vier Jahre später triumphierte er zum ersten Mal bei den Wahlen im März 2004. Und jetzt konnte er trotz bescheidener Umfragewerte den Erfolg auf hohem Niveau wiederholen. Mit einem Stimmanteil von gut 42 Prozent (2004: 45,4) und 153 Parlamentssitzen wird Karamanlis Griechenland weiterhin allein regieren können.

Simitis schlägt Leandros

Karamanlis, verheiratet und Vater von Zwillingen, gibt offen zu, ein Staatsmann wie sein Onkel werden zu wollen. Der Weg dahin sei jedoch noch sehr lang, meinen viele Landsleute. "Wir haben viel dazugelernt", verspricht Karamanlis und: "Ich habe dazu ein neues Mandat beantragt und Sie haben es mir gegeben. Wir werden besser und effektiver arbeiten!"

Übrigens: Schlagersängerin Vicky Leandros verpasste den Einzug ins Parlament. Sie hat in Piräus für die Sozialisten kandidiert, aber "ich bin allen Anzeichen nach nicht gewählt worden", sagte sie der Deutschen Presse Agentur. "Das hängt damit zusammen, dass der ehemalige Ministerpräsident Kostas Simitis im gleichen Wahlbezirk kandidierte." Pech für Leandros, noch mehr geärgert hätte sie allerdings wohl eine Niederlage gegen Nana Mouskouri. Die hat aber nicht kandidiert - noch nicht. WM/APA

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