Der neue Herr des "Protzbaus" an der Lahn

Werbung
Werbung
Werbung

Es gibt viele unmögliche Jobs auf Gottes weiten Äckern, aber Bischof von Limburg scheint zurzeit doch einer der unmöglichsten. Das hat nichts mit dem beschaulichen Städtchen an der Lahn zu tun, obwohl der Bischofssitz ja nicht ganz unbedeutend ist, liegt doch auch die Finanz-und Verkehrsmetropole Frankfurt am Main im Diözesangebiet. Doch mit der großen und kleinen Welt draußen wird sich Georg Bätzing, der am vergangenen Freitag zum neuen Hirten ernannt wurde, zunächst wohl weniger auseinandersetzen. Denn zuvorderst komm dem bisherigen Generalvikar der Nachbardiözese Trier vor allem die Herkulesaufgabe zu, die Scherben im Bistum zusammenzuklauben und möglichst auch wieder zu kleben. Denn nirgendwo sonst in Deutschlands katholischer Kirche wurde soviel Porzellan zerschlagen wie eben in Limburg. Auch hierzulande hatte der Skandal rund um die explodierenden Kosten der Limburger Bischofsresidenz die Runde gemacht: Auf mehr als 30 Millionen Euro beliefen sich Kosten, die Vorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst angehäuft hatte. Dies sowie sein Führungs- und Kommunikationsstil hatten 2014 zu dessen Rücktritt geführt - auch Papst Franziskus hatte sich in die Causa involviert. Heute werkt Tebartz in Rom beim Rat für die Neuevangelisierung, was zumindest bedeutet, dass Limburg und Limburger weit weg sind -für die Diözesanen wie den Emeritus sicher nicht die schlechteste Konstellation. Seither leitete der Paderborner Weihbischof Franz Grohe, 77, die Diözese als Administrator. Und nun wählte das Limburger Domkapitel Bätzing aus einem römischen Dreiervorschlag. Der 55-jährige Neue muss nun entscheiden, was mit dem als "Protzbau" verunglimpften Bischofshaus passiert -und er muss er vor allem darangehen, das Klima in der Diözese so zu gestalten, dass wieder ein fruchtbares Miteinander möglich ist. Die Kommentatoren in Deutschlands Medien streuen Bätzing da durchaus Rosen. Als Leiter der "Heilig-Rock-Wallfahrt" in Trier, einem geistlichen Event, an dem mehr als eine halbe Million Gläubige teilnehmen, eilt ihm der Ruf voraus, auch komplexe Organisationsaufgaben zu bewältigen. Zuletzt verdiente er sich als Manager der Trierer Diözesansynode Lorbeeren. Sein Diktum dort: "Die Kirche wird sich unter den prägenden Bedingungen unserer Zeit auflösen Unsere Alternative ist nur, neue Formen der Vergemeinschaftung zu finden", klingt provokant. Als Bischof von Limburg wird Bätzing auch an diesem Anspruch gemessen werden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung