Der notwendige Irrwitz der Diplomatie

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Endlich kommt es zu Verhandlungen über den Kosovo. Mit größten Schwierigkeiten. Doch sei man guter Dinge, verlauten die Diplomaten. Haben die Drohgesten diesmal ausgereicht?

Die Situation ist irre. Da gibt es einen unbarmherzigen Krieg, da gibt es einen Haß, der immer von neuem geschürt wird, da gibt es eine Bestialität, die einfach unvorstellbar ist, ein Abschlachten gerade von Wehrlosen, von Frauen, von Schwangeren zumal. Und der Haß hört nicht auf, und die politische Führung denkt nicht daran, ihm irgendwie zu wehren, was sie nicht hindert, nach außen achselzuckend zu behaupten, man hätte auf die lokalen Bandenführer keinen Einfluß. Und dann auf der anderen Seite diplomatische Beflissenheit, der höfliche small talk mit Verbrechern, die nur nicht selbst Hand angelegt haben. Man gibt sich cool. Wie kann man cool bleiben angesichts dieser Bestialität?

Dabei kann man in dem überaus faszinierenden Bericht von Richard Holbrooke über die Verhandlungen, die zu Dayton führten, nachlesen, welche eigenartigen zwischenpersönlichen Beziehungen möglich werden, wie sympathisch im Grunde Holbrooke Milosevi'c findet, wie sehr er beeindruckt ist von diesem menschenverachtenden Politclown aller erster Ordnung.

Sicher sind Verhandlungen besser als militärisches Eingreifen, erst recht als Wegschauen. Sicher brauchen Verhandlungen ein Klima, das nicht von Betroffenheit geprägt ist. Aber irre ist die Situation allemal.

Die serbisch-orthodoxe Kirche ist diesmal eindeutig auf seiten des Friedens. Das ist beachtlich, denn immerhin liegt ihre Wiege im Kosovo, befinden sich hier ihre ältesten Klöster und Bibliotheken. Aber wie schwach doch ihre Stimme ist gegen die Bestialität!

Dabei darf nicht vergessen werden: nach alter, christlicher Lehre gelten die ritterlichen Tugenden nicht im Kampf gegen die Ungläubigen. Da dürfen auch Schwangere abgeschlachtet werden. Hier liegen tiefe christliche Wurzeln, die nicht vergessen werden dürfen.

Österreich freilich zieht seine eigenen Lehre. Flüchtlinge werden aus dem Kosovo nicht mehr aufgenommen, täglich werden Menschen zurückgeschickt. Nun freilich, die Kärntner Wahl steht bevor. Welche Schande!

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