Der Sieg über den Tod

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Zu Allerheiligen und Allerseelen gedenken wir der Toten. Der Ostergruß "Christus ist auferstanden" drückt die Hoffnung auf einen "Tod des Todes" aus, schreibt Bischof Egon Kapellari in seinem Buch "Und dann der Tod …"

Alles Lebendige ist "zum Tode verurteilt" und muss schließlich sterben. Der Tod nimmt sich alle Individuen und verschont nur die Gattung, obwohl auch diese nicht ewig ist. Der Mensch aber träumt in der Tiefe seiner Seele von Unsterblichkeit. Er ist in aller Regel unabgefunden mit seinem Tod als definitive Auslöschung seiner Existenz, auch wenn er das vielleicht verdrängt und vergessen hat. Wenn ein Mensch zu einem anderen sagt: "Ich liebe dich", dann sagt er vieles mit, auch wenn er es nicht ausdrücklich weiß. Er sagt: Ich will, dass du nicht gänzlich stirbst, dass du auf irgendeine Weise ewig bleibst.

Der Protest gegen den Tod

Ein leiser oder lauter Protest gegen den Tod durchzieht wie ein Webmuster die Geistes- und Religionsgeschichte bis hin zu Jesus. Es gab auch große Ausnahmen von diesem Protest: Buddha predigte Gleichgültigkeit gegenüber Leben und Tod, und sein eigenes Sterben war durch nichts auffallend. Jesus aber ergrimmte am Grab des Lazarus über den Tod seines Freundes und starb selber im Kampf mit dem Tod, indem er einen lauten Schrei ausstieß. Der Tod enthüllt sich hier als der große Feind, mit dem der Mensch sich nicht definitiv abfinden muss und soll. Er kann Ausschau halten nach einer Hoffnung, die über den Tod hinausweist.

Nicht nur gegen den Tod eines Kindes oder gegen den Krebstod eines jungen Menschen lehnen Menschen sich auf. Auch in hohem Alter Sterbende möchten wohl ewig aufgehoben sein: nicht nur im langsam schwächer werdenden Gedächtnis ihrer Kinder, Enkel und ihrer Nachwelt überhaupt. Sie möchten in einem ewigen Gedächtnis so aufgehoben sein, dass sie auch selbst davon wissen. Geht diese oft verdrängte Hoffnung ins Leere? Ist das menschliche Leben eine Brücke, die sich von seinem Ufer in einem schönen, kühnen Bogen abhebt und dann irgendwo abbricht, ohne je ein anderes Ufer zu erreichen?

"Aber Christus ist auferstanden"

Wenn keiner der Toten sich je als lebendig jenseits der Todesgrenze erwiesen hat, und dies nicht als ein Phantom, sondern in einer Weise, die ihn zugleich in der Geschichte belässt und über sie erhebt, dann ist alle Hoffnung gegen den Tod vielleicht doch nur ein schöner Traum. Der russische Denker und entschiedene Christ Wladimir Solowjow hat Jahre vor der Oktoberrevolution in einem Osterbrief gegen das Sich-Abfinden mit dem Tod geschrieben: "Die Wahrheit der Auferstehung Christi ist nicht allein eine Wahrheit des Glaubens, sondern auch eine Wahrheit der Vernunft. Wäre Christus nicht auferstanden, hätte Kaiphas recht gehabt, und hätten sich Herodes und Pilatus als klug erwiesen, so wäre die Welt eine Sinnlosigkeit, ein Reich des Bösen, des Truges und des Todes. Es handelte sich nicht um das Aufhören irgendeines Lebens, sondern darum, ob das Leben des vollkommenen Gerechten aufhören werde. Wenn solch ein Leben den Feind nicht überwinden konnte, was blieb dann noch für eine Hoffnung in der Zukunft? Wenn Christus nicht auferstand, wer konnte dann auferstehen? Aber Christus ist auferstanden!"

Mit diesem russischen Ostergruß hat der große Denker Solowjow sein Zeugnis für den christlichen Glauben besiegelt. In diesem Gruß, der auch nach der Oktoberrevolution des Jahres 1917 und während der langen Herrschaft des Kommunismus nicht gänzlich ausgelöscht werden konnte und der heute wieder allgemein verbreitet ist, kommt die unausrottbare Hoffnung auf einen "Tod des Todes" in einer unbezwingbar jugendlichen Sprache zum Ausdruck.

Der schöne Tod in Wien

Friedhöfe Grüfte Begräbnisstätten

Von Isabella Ackerl, Robert Bouchal, Ingeborg Schödl

Pichler Verlag 2008

24,95

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