"Um das Leben sinnvoll werden zu lassen, ist es entscheidend, Altern und Tod als Bestandteil unseres Lebens zu akzeptieren“, schreibt Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama, im ersten Kapitel seines Buches "Der Weg zum sinnvollen Leben - Das Buch vom Leben und Sterben.“
Damit unser Leben gut werde, müssten wir uns auf den Tod vorbereiten, heißt es laut dem geistlichen Oberhaupt der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus. Anhand eines Gedichtes des ersten Panchen Lama erläutert er, wie wir ein sinnvolles Leben führen - und dem Tod ohne Angst begegnen können. Dieses Gedicht wurde im 17. Jahrhundert verfasst und handelt davon, dass der Mensch - entsprechend der buddhistischen Lehre - den Prozess des Sterbens und den Zeitabschnitt nach dem Tod vor dem nächsten Leben durch Erreichen der tieferen Zustände des Geistes bewältigen kann.
Der Tod als Chance für ein gutes Leben
Seine zusätzlichen Erklärungen beziehen die buddhistische Traditionen und die Tiefenpsychologie ein und er gibt zudem praktische Ratschläge zu dem, vom ersten Panchen Lama vorgeschlagenen Weg eines angstfreien Sterbens. Durch spirituelle Praxis werde der Tod zu einer Chance für ein gutes zukünftiges Leben und für die angestrebte Erleuchtung.
Interessierte und Anhänger der asiatischen Lehrtradition finden mit dem Vorwort des Herausgebers Jeffrey Hopkins, eines amerikanischen Tibetologen, eine gelungene Einführung in die Thematik. Er erklärt nicht nur die Grundzüge der buddhistischen Lehren, sondern auch die Geschichte der Panchen Lamas.
Mit diesem Buch hat der Dalai Lama eine nachdenkliche Lektüre geschaffen, die nah am Leben, anschaulich und nachdenkenswert erzählt ist. Irreführend ist anfangs nur der Titel "Der Weg zu einem sinnvollen Leben“: Schließlich dreht es sich im Buch fast ausschließlich um den Tod.
Der Weg zum sinnvollen Leben
Das Buch vom Leben und Sterben
Von Dalai Lama, Verlag Herder, Freiburg 2011.
191 Seiten, geb., e 10,30
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