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Die Frage nach dem Willen Gottes ist ein Grundanliegen schon des jüdischen, dann auch des christlichen Glaubens. Sie ist nicht einfach zu beantworten, nicht mit Ja oder Nein zu entscheiden. Das Anliegen ist sehr komplex, und es ist ernst. So ist es verständlich, daß angesichts des Delegiertentags in Salzburg, auch angesichts des vorweg in Rom erhobenen Zeigefingers, so manchen österreichischen Bischof die Frage plagt, ob denn das alles nach dem Willen Gottes sei.

Die Antwort darauf ist nicht einfach im Hinweis auf katholische Lehre und Tradition zu finden. Ich möchte auch vorschlagen, den Willen Gottes etwas grundlegender zu suchen, nicht in vereinheitlichten und in vielfältige Problemlagen nivellierenden Verhaltens- und Strukturnormen. Diese Engherzigkeit und Engmaschigkeit hat sich unser Gott - das ist der Gott Jesu Christi! - nicht verdient.

Jesus von Nazaret hat den Willen und die Absicht seines Gottes darin gesehen, dem Menschen Heil zu bringen, d. h.: ihn in eine uneingeschränkte Gottesgemeinschaft, eben in den salom Gottes miteinzubeziehen. Das Grundmotiv göttlichen Handelns heißt Liebe (siehe Joh 3,16 und das letzte Konzil!). Das erlaubt noch nicht alles, aber es verändert die Maßstäbe, und zwar ganz entscheidend. Die Interpretation von vorgegebenen, natürlich unter Berufung auf Gottes Willen unverrückbaren Vorschriften hat bei Jesus plötzlich anders ausgesehen, denn da galt: Es geht (nicht nur beim Sabbat) zuerst, zu allererst um den Menschen. Ich erinnere daran, daß wir diese Strategie in unserer Religionstradition eben schon einmal hatten: Dieses absolute Festhalten-Wollen an dem, was überliefert ist, dieses klare und so unbestreitbare Wissen darum, was Gottes Wille sei, dieses Festschreiben des Willens Gottes in zahllosen Vorschriften, um ihn von dort rezepthaft und unveränderlich abzurufen. Bekanntlich hat sich kein anderer als Jesus von Nazaret mit solchen Haltungen sehr schwer getan, todernst schwer, und es könnte niemand behaupten, solches wäre seine Auffassung gewesen oder er hätte sich damit identifiziert.

Was werden, was wollen die Bischöfe in diesen Tagen in Rom tun: Gemeinsam mit dem Bischof von Rom nach Gottes Willen fragen und suchen, oder einfach die fertige Antwort wie gehabt zur Kenntnis zu nehmen?

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