Der zweite Bischof von Eisenstadt

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Als am 24. Jänner 1993 Diözesangründer Stefan László (1913-95) Paul Iby zum Bischof weihte, konnten sich viele nicht vorstellen, wie es ohne den "kirchlichen" Baumeister des erst 1960 zur Diözese erhobenen Burgenlandes sein würde. Doch Paul Iby war bis dahin sein ganzes Priesterleben enger Mitarbeiter Lászlós gewesen - als bischöflicher Sekretär, als Leiter der Caritas und des Schulamtes, als Ordinariatskanzler und schließlich 1984-92 als Generalvikar: Schon von daher konnte er als logischer Nachfolger auf dem Eisenstädter Bischofsstuhl gelten. Bald erwies sich, dass der "Neue" gegenüber der Autorität, die bisweilen ins Autoritäre reichen konnte und die László dargestellt hatte, sein eigenes Profil entwickelte. Dabei fand Ibys Ernennung in brisanter Kirchenzeit statt, als Rom bei der Besetzung anderer Bischofsstühle (Wien, Salzburg, Feldkirch, St. Pölten) die Uhr hinter die Ära Kardinal Königs zurückzudrehen suchte. Paul Iby, der während des Konzils in Rom Kirchenrecht studiert hatte, war aber ein engagierter Verfechter des kirchlichen Aufbruchs nach dem II. Vatikanum und mitnichten der Restauration verpflichtet. Als offener, auch Neues und von den Gralshütern einer starren Lehre argwöhnisch beäugter Kurs können Paul Ibys knapp 18 Jahre an der Eisenstädter Kirchenspitze charakterisiert werden. Das zeigte sich besonders beim "Dialog für Österreich" 1998, der ein Versuch war, die kirchlichen Wogen rund um die Affäre Groër konstruktiv zu glätten. Während es den Hardlinern im Episkopat rund um den St. Pöltener Bischof Kurt Krenn gelang, diesen Dialog wieder abzuwürgen, führte ihn Iby als "Dialog für Burgenland" 1999-2004 weiter. Dessen Ergebnisse, zu denen Bitten um weitere Diskussion über Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten, ein Überdenken des Pflichtzölibats für Priester sowie des Weiheverbots für Frauen zählten, wurden in Rom überhaupt nicht goutiert. Gut möglich, dass sich Iby nun durch Papst Franziskus im Weitertragen dieser Anliegen nach Rom nachträglich bestätigt fühlt. All diese Erfahrungen, aber auch Erinnerungen aus seinem Leben teilt Iby in seinem Buch "Gott und dem Leben trauen"(Tyrolia 2017) entwaffnend offen mit seinen Lesern. Seit seiner Emeritierung im Sommer 2010 ist Iby weiterhin seelsorglich aktiv. Am 20. Jänner leitet er um 10 Uhr im Eisenstädter Martinsdom den Festgottesdienst zu seinem Silbernen Bischofsjubiläum. Einen Tag vor dem eigentlichen Weihedatum, am 23. Jänner, kann Paul Iby bereits seinen 83. Geburstag feiern.

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