Dialog der Vertiefung

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Die 68er, so Kardinal Schönborn dieser Tage in Frankfurt, gingen zu Ende. Die nachwachsende Generation sei eine andere. Sie brauche für sich und fordere daher von der Kirche felsenfeste Sicherheit.

Dann eine riskante Verknüpfung: Der Dialog für Österreich hole die 68er zu einem Zeitpunkt in die katholische Kirche, an dem die Kultur sich davon wiederum abzusetzen beginne. Der Dialog ein weiterer Beweis für die kulturelle Verspätung der Kirche? Die Konsequenz ist dem Kardinal klar: Der Dialog ist am Ende. Es habe keinen Sinn, ihn fortzusetzen, sondern er müsse für tot erklärt werden. Kardinal Schönborn teilt diese seine Einschätzung auch immer häufiger der staunenden Öffentlichkeit mit. Selbst die Entlassung des hochverdienten Generalvikars Helmut Schüller, für viele ein Hoffnungsmann für eine gott- und menschennahe Kirche, tieffromm und administrativ herausragend, daher auch nicht fehlerfrei: selbst dessen Entlassung geht auf dieses Konto. Ein anderer Kurs müsse eingeschlagen werden.

Nun braucht niemand zu leugnen, daß es bei einigen Delegierten und in einigen Texten des Delegiertentages liberales Begehren gibt. Auch war die Kirche zu keiner Zeit davor gefeit, sich dem Zeitgeist anzupassen.

Selbst die Kritik des Kardinals am Dialog für Österreich erliegt dieser Versuchung: Jetzt ist es eben die Anpassung an die Nach-68er, an die Freiheitsverunsicherten, welche die lästig werdende Last der Freiheit neuen, nicht selten autoritären Sicherheiten opfern möchten. Geht es wirklich um Gott?

Bei wohlwollendem und genauem Hinsehen lebt der Dialog nicht vom Zeitgeist, sondern aus der Kraft des Evangeliums. Es war das ehrliche Bemühen aufzuspüren, welche Kirche Gott heute braucht. Treu dem Evangelium ging es darum, wie das anvertraute Evangelium in unserer geistig wie sozial bewegten Zeit zu verkündigen sei.

Der Delegiertentag wollte keinen Dialog der Verseichtung, sondern einen Dialog der Vertiefung.

Der Wiener Priesterrat hat deshalb dem Kardinal dringlichst geraten, den Dialog für Österreich in produktiver Weise fortzusetzen und zu unterstützen.

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