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Dialog mit „Assyrern" begonnen

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In Wien fand Ende Juni die erste inoffizielle Kon sultation zwischen Theologen der Assyrischen Kirche und anderer christlicher Kirchen statt.

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In Wien fand Ende Juni die erste inoffizielle Kon sultation zwischen Theologen der Assyrischen Kirche und anderer christlicher Kirchen statt.

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Heute gibt es weltweit noch etwa 150.000 Angehörige der Assyrischen Kirche, die auch „Apostolische Kirche des Ostens" und fälschlicherweise „Nestorianische Kirche" genannt wird. Verbreitet ist sie vorwiegend im Iran, Irak, Persien, Nordamerika und Australien. Etwa 750.00 Gläubige zählt die dem Papst unterstellte Chaldäische Kirche, die dieselben Wurzeln wie die Assyrische Kirche hat.

Das Middle East Council of Chur-ches (MECC) trug in den vergangenen dreißig Jahren wesentlich zur Veränderung des ökumenischen Klimas zwischen den Kirchen bei — bei manchen war es vor dreißig Jahren noch verpönt, mit Angehörigen anderer Konfessionen zu sprechen -und stärkte die Position der Kirchen gegenüber ihren moslemischen Landsleuten. Diese Versammlung ist ähnlich aufgebaut wie der Weltkirchenrat in Genf.

Auf der Ende Juni im Wiener Bildungshaus Lainz auf Initiative der Stiftung „Pro Oriente" durchgeführten Tagung, an der neben den „As-syrern' Vertreter der römisch-katholischen Kirche und östlicher Kirchen teilnahmen, darunter der malaba-risch-katholische Erzbischof von Changanacherry und Vorsitzende der Indischen Bischofskonferenz, Mar Joseph Powathil, konnte im wesentlichsten Diskussionspunkt, der Frage der Christologie, die 486 zur Trennung geführt hatte, noch keine Einigung, wohl aher eine Annäherung erzielt werden.

So betonte die Konferenz, daß das Geheimnis der Inkarnation Christi nie ganz erfaßt werden könne und daß eine eingehende Diskussion der theologischen Begriffe notwendig sei. Dafür sollen es weitere Konsultationen im kleineren Rahmen geben. Die Teilnehmer begrüßten die Initiative von Pro Oriente und lobten das herzliche Klima in dem die Konsultation stattgefunden hatte.

Dennoch bleibt die Konsultation in ihren Ergebnissen hinter der ersten Altorientalenkonsultation von 1971 zurück, bei der es gelang, eine Erklärung zur Christologie zu finden, die aus der koptischen Liturgie entnommen und für beide Seiten akzeptabel war. Wesentliche Voraussetzung für diesen Dialog war das positive Wirken des Middle East Council of Churches in Zypern, dem es in den vergangenen Jahren gelungen war, Gespräche zwischen allen Kirchen im Nahen Osten herzustellen. Als letzte konnte auch die Assyrische Kirche einbezogen werden.

Allerdings gibt es gegen diese Kirche aufgrund ihrer nestorianischen Lehren nach wie vor Vorbehalte bei den orientalisch-orthodoxen Kirchen. So wäre es wohl kaum möglich gewesen, die koptisch-orthodoxe Kirche zu einer Teilnahme zu bewegen. Die Initiative für den Dialog zwischen Katholiken und Assyrern lag bei Pro Oriente. Ziel war, auf inoffizieller Ebene einen Dialog über Lehrfragen zu führen. Ist dieses inoffizielle Gespräch erfolgreich, so kann es die Basis für einen vom Einheitssekretariat in Rom geführten Dialog bilden.

Nach Überzeugung der Assyrer ist die Bezeichnung „nestorianisch" für sie falsch. Nicht Nestorius hat die Kirche gegründet, sie bestand schon lange vor seinem Wirken. Allerdings wird Nestorius in der Assyrischen Kirche als Heiliger verehrt. Für die Übernahme seiner Lehre im 5. Jahrhundert sprachen damals unter anderem politische Gründe.

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