6743703-1966_51_08.jpg
Digital In Arbeit

Die Aufgaben des Weltlaien

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn hier vom Laien die Rede ist, so meinen wir den Weltlaien (vielleicht würde man besser sagen Weltchristen), von dem auch das Konzil meist spricht. Damit wollen wir nicht leugnen, daß auch der Ordensmann, der nicht Kleriker ist, echter Laie ist und bleibt, wenn er auch von seiner Ordensgebundenheit her eine besondere Funktion in der Kirche und für die ganze Gemeinde Jesu hat. Die gedruckte Relation zum Art. 31 der Konstitution über die Kirche bemerkt sogar ausdrücklich, das Konzil wolle die Frage nicht lösen, „ob die Ordensleute oder die Mitglieder von Säkularinstituten unter die Laien zu rechnen seien und in welchem Sinne“.

Das ganze Leben eines Laien, also auch sein weltliches Leben, steht als Leben eines Getauften immer auch in der Sendung der Kirche und hat als im Glauben angenommenes und gelebtes Leben immer auch zugleich ekklesialen und damit apostolischen Charakter.

Ich hätte diese These vor dem Konzil nicht aufzustellen gewagt, glaube aber, daß man sie nach dem Konzil vertreten muß. Das Konzil nimmt die Taufe und den theologischen Stand des Laien radikal ernst. Als Getaufter nimmt dieser teil an der Sendung der Kirche. Diese ist zweifach: Sie soll „durch die Ausbreitung der Herrschaft Christi über die ganze Erde zur Ehre Gottes, des Vaters, alle Menschen der heilbringenden Erlösung teilhaftig machen“, und sie soll „durch diese Menschen die gesamte Welt in Wahrheit auf Christus hinordnen. Jede Tätigkeit, die auf dieses Ziel gerichtet ist, wird Apostolat genannt; die Kirche übt es durch alle ihre Glieder aus, wenn auch auf verschiedene Weise“. Denn es gibt in der Kirche eine Verschiedenheit des Dienstes, aber eine Einheit der Sendung. Darum „verwirklichen auch die Laien ihren Anteil an der Sendung des ganzen Gottesvolkes. Durch ihre Mitwirkung an der Evangelisierung und Heiligung der Menschen und an der Durchdringung und Vervollkommnung der Ordnung der zeitlichen Dinge mit dem Geiste des Evangeliums üben sie tatsächlich ein Apostolat aus, so daß ihr Tun in dieser Ordnung ein offenkundiges Zeugnis durch Christus ablegt und dem Heil der Menschen dient“. Schon in der Kirchenkonstitution hat es geheißen: „Ihre (der Laien) Aufgabe ist es, in besonderer Weise alle zeitlichen Dinge, mit denen sie eng verbunden sind, so zu durchleuchten und zu ordnen, daß sie in stets wachsendem Maße Jesus Christus entsprechen und zum Lobe des Schöpfers und Erlösers gereichen.“ Und das Apostolat der Laien wird definiert als „Teilnahme an der Heilssendung der Kirche selbst“.

Das Konzil bekennt sich also zu einem sehr weiten Apostolatsbegriff, der nicht nur das Wirken im eigentlich kirchlichen Raum und nicht nur die Mitarbeit am Werke der Evangelisierung und Heiligung umfaßt, sondern das gesamte Weltwirken der Christen als Bürger dieser Welt, zu dem der Christ wie jeder Mensch verpflichtet ist.

Der 'Weltdienst der Laien, den wir schon als apostolisch erkannt haben,

ist eine ihnen eigentümliche Berufung, in der sie auch weiterhin von keinem Ordensmann, Kleriker oder Hierarchen vertreten werden können. Dieser Weltdienst ist ferner eine Verpflichtung, die die Weltchristen in mitmenschlicher Solidarität mit ihren Mitmenschen brüderlich zu erfüllen haben. Zu dieser Erfüllung im Geiste Christi bedarf es des Lichtes der Offenbarung und der Sach- kundigkeit. Durch diese Erfüllung heiligen sie sich selbst, dadurch fließt der Geist und die Kraft der Botschaft Christi in die Welt ein und wird auch die Kirche in den Weltbereichen präsent und wirksam. Bei all dem haben sie in legitimer Lai- zität, Autonomie und Selbstverantwortung zu handeln, ohne dadurch die Welt zu verwirklichen oder die Kirche ins Weltliche zu ziehen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung