Die Bibel als Urlaubslektüre

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Haben Sie schon eine Urlaubslektüre? Die Bibel vielleicht? Die würden sogar manche Prominente auf eine einsame Insel mitnehmen. Immerhin handelt es sich ja um das Buch der Bücher! Ein echter Bestseller, meist verkauft! - aber auch meistgelesen? Vielleicht ist es für den Urlaub doch nicht so ganz das richtige?

Schon die Bibel selbst erzählt von einem Reisenden, der mit diesem Buch seine liebe Mühe hatte. Es handelte sich um einen äthiopischen Finanzminister, der seine Ferien zu einer religiösen Bildungsreise nach dem fernen Jerusalem nutzte. Zum Andenken erstand er eine Schriftrolle des Propheten Jesaja. Auf seiner Rückreise stieß ein Mann namens Philippus zu ihm. "Verstehen Sie auch, was Sie da lesen?" fragte er neugierig, und so kamen die beiden Männer ins Gespräch über Gott und die Welt.

Das Christentum, zumal nach evangelischem Verständnis, ist wahrhaft eine Buchreligion. Der Glaube hat seinen Ursprung nicht nur im Hören, sondern auch im Lesen. Selig sind die Lesenden! verheißt uns die Johannesoffenbarung (Offb 1,3). Lesen freilich will gelernt und gepflegt sein. Der christliche Glaube bedarf einer Lesekultur, an der es heute oftmals mangelt.

Zu einer solchen Lesekultur gehört auch der Umgang mit der Vielfalt und dem Konflikt der Interpretationen. Ihm entgeht selbst der nicht, der Gott für den eigentlichen Autor der Bibel hält und auf den Buchstaben pocht.

Gottes Leben schaffende Kraft findet sich nicht nur Buch der Natur, sondern auch in den Buchstaben der von Menschen verfassten Bibel. Gott - ein Schriftsteller (Johann Georg Hamann). Mehr noch: Gott hat sich uns verschrieben. Damit hat er sich allerdings auch seinen Lesern ausgeliefert - ganz so wie Christus am Kreuz.

Aber auch hier gibt es eine Auferstehung: Toter Buchstabe verwandelt sich in lebendigen Geist.

Ulrich H. J. Körtner ist Professor für Systematische Theologie H.B. an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

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