Die Fülle der Kunst, die Fülle des Lebens

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Neue Bücher: Gustav Schörghofer setzt sich mit Glauben und Kunst auseinander. Matthias Beck versucht, die Essenz des Christentums zwischen zwei Buchdeckeln zu fassen.

Das Verhältnis von Kunst und Religion war schon besser. Übersetzer tun not. Einer, der dies seit Jahren erfolgreich und nicht immer verstanden bewerkstelligt, ist der Jesuit Gustav Schörghofer. 15 Jahre war der ausgebildete Kunsthistoriker Rektor der Wiener Jesuitenkirche, die er zu einem Begegnungsort mit zeitgenössischer Kunst gestaltete. Sein auf derartigen Auseinandersetzungen fußender Band "Drei im Blau. Kunst und Glaube“ ist ein Glaubensbuch im unkonventionellen, aber besten Sinn. Schörghofer setzt die Erfahrung des Glaubens und die Erfahrung der Kunst miteinander in Beziehung und bietet dadurch seinen Lesern Zugänge, die sich als Weitung des (religiösen) Horizonts erweisen.

Schörghofer kennt seine Mitchristen, die oft von der Kunst Erhabenheit und Erbauung erwarten. Doch gerade die zeitgenössische Kunst scheint genau das nicht leisten zu wollen. Schörghofer zeigt da auf, wie auch die biblische Botschaft immer wieder bezeugt, "dass im Durchgang durch Leid und Tod, im Durchgang durch ein Ende, einen Verlust etwas zu erreichen ist“. Das klingt in der Theorie einleuchtend, in den konkreten Auseinandersetzungen mit Künstlern und ihren Werken, wie sie Schörghofer etwa im Raum der barocken Jesuitenkirche versuchte, sind Verstörungen programmiert. Das "Legokreuz“ von Manfred Erjautz, das er in der Kirche aufstellte, wird so plausibel und gleichzeitig für viele unverständlich bleiben.

Schörghofer setzt sich im Buch mit konkreten Künstlerpersönlichkeiten (etwa Käthe Kollwitz, Max Weiler oder Karl Prantl) auseinander und daneben mit Phänomenen wie dem Verlust der Eindeutigkeit, die schon seit der Aufklärung die Kunst begleitet. Als literarische Gesprächspartnerschaft sind im Buch auch verdichtete Reflexionen von Julian Schutting abgedruckt, die in der Frage gipfeln, ob es denn verboten wäre, "sich Gott, ob es den nicht oder doch gibt, als ein Kunstwerk mit höchstem Rätselcharakter zurechtzulegen“.

Glaube durch Kunst - das klingt vermessen. Aber zumindest eine Glaubensweitung durch den Blick auf die Kunst, das leistet "Drei im Blau“ vorzüglich.

Ein Glaubensbuch anderer Art

Ein Glaubensbuch völlig anderer Art, aber eine mindestens so titanische Aufgabe hat sich Matthias Beck in "Glauben - Wie geht das? Wege zur Fülle des Lebens“ vorgenommen. Der in Wien lehrende Medizinethiker und Priester legt nach "Leben - Wie geht das?“ (2012) nun seinen Versuch vor, sich der Essenz christlichen Glaubens knapp, verständlich und doch in größtmöglicher Vollständigkeit zu nähern.

Beck klotzt, Kleckern ist seine Sache nicht: Nach einem Einleitungsteil über Menschen- und Gottesvorstellungen verdichtet er komplexe Materien auf jeweils wenigen Seiten - Dreifaltigkeit, die göttliche Sohnschaft und Jesu Zwei-Naturen-Lehre, Auferstehung, Maria, der Heilige Geist sind nur einige der so aufgeschlossenen Themen.

Doch der Autor hält sich nicht nur bei der Übersetzung theologischer Grundbegriffe und -zusammenhänge auch für den eiligen Leser auf, sondern widmet sich den Sakramenten als "heilige und heilende Zeichen“, um daraus dann zu den ganz praktischen Auswirkungen zeitgenössischen Christseins zu kommen: die Debatte zwischen Glaube und Naturwissenschaften - darunter die Evolutionsfrage, Medizinethik, Christentum und Psychologie, Christentum und Wirtschaft sind nur einige der jedenfalls kursorisch abgehandelten Thematiken.

Abschließend leitet Beck zu Gebet und Meditation an, um dann bei der Frage zu landen, warum jemand Christ werden soll. "Christentum ist die Lehre von der Lebensentfaltung hin zu einem Leben in Fülle“: Auf diesen Punkt bringt der Autor seine Überlegungen. Das klingt bestechend. Und bestechend einfach.

Drei im Blau

Kunst und Glaube.

Von Gustav Schörghofer.Residenz Verlag 2013.

224 Seiten, zahlr. Abb., geb., e 22,90

Glauben - Wie geht das?

Wege zur Fülle des Lebens

Von Matthias Beck. Styria Premium 2013.

264 Seiten, geb., e 19,99

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