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Die Kirche hat den Auftrag zur Universahtät

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Kein Ja der Kirche zum EU-Beitritt sprach Weihbischof Christoph Schönborn in St. Florian aus, aber er betonte das Grenzen Uberschreitende der biblischen Botschaft.

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Kein Ja der Kirche zum EU-Beitritt sprach Weihbischof Christoph Schönborn in St. Florian aus, aber er betonte das Grenzen Uberschreitende der biblischen Botschaft.

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Am 6. Mai lud der Arbeitskreis Kirche und Wirtschaft der Diözese Linz zur Enquete: „Christen im Europa von morgen: Zwischen Visionen und Ängsten" in das Stift St. Florian bei Linz. Der Hauptreferent, Weihbischof Christoph Schönborn aus Wien, sprach mit beeindruckendem Wissen über die Notwendigkeit der Universalität, aus dem biblischem Ausdruck heraus, daß die Menschen eine Familie seien. Er verwies auf die Enzyklika „Summi pontificatus" von Pius XIL (1939!), in der dieser Rassenideologie als Verkennung der biblischen Botschaft kritisierte und zu Liebe und Solidarität aufrief. Als überzeugendes Beispiel für die Universalität christlichen Wirkens könne der Völkerapostel Paulus angesehen werden.

Das Glaubensfundament aber bildet die Überzeugung, daß wir alle gemeinsamen Ursprungs seien, und als wesentliche Gemeinsamkeit dient uns Christus, der Mittler zwischen Gott und dem Menschen. Schönborn wehrte sich aber gegen den Vorwurf an die Bischöfe, daß sie Wahlempfehlungen für einen EU-Beitritt abgeben würden. Sicher sei freilich, daiß sie einem europäischen Integrationsprozeß positiv gegenüberstehen. Gerade die Kirche müsse übernational sein, vor allen Dingen auch in bezug auf den heilsgeschichtlichen Charakter der Versöhnung. Selbst von Max Horkheime'r sei die Einheit der Menschheit sehr unterstützt worden. Eigenschaften wie Interessenegoismus und Götzendienst der Macht seien keine Spezifi-ka der EU, sondern überall vorhanden, meinte der Beauftragte der österreichischen Bischofskonferenz für Europafragen.

Weihbischof Schönborn plädierte absolut für Heimatliebe ohne Spott und eigenständiges österreichisches Kulturbewußtsein. Er sieht in diesen Gefühlen\keinen

JWiderspruch zu einer Einbindung in die Staatengemeinschaft und verweist auf Österreichs historische Berufung zum übernationalen. Im Ausgleich der Spannung zwischen Eigenbewußtsein und Gemeinschaft sieht Schönborn eine wesentliche Aufgabe der Kirche, die sich dabei auf die Prinzipien der katholischen Soziallehre stützen kann, vor allen Dingen auch auf den

Grundsatz der „ordo caritatis", der besagt, daß - außer in Notfällen -zuerst das Wohl der Familie und dann das des Nachbarn notwendig sei. Auf diese Weise wäre eine richtige Abstufung garantiert.

über den wahrscheinlichen politischen Alltag und die mögliche Veränderung der innenpolitischen Institutionen sprach der Salzburger Politologe Herbert Dachs in seinem Vortrag: „Österreichs politische Strukturen im Europa von morgen".

Walter Wolfsberger referierte als Europa-Sprecher der österreichischen Industrie zum Thema: „Österreich und die EU - Folgen für die Wirtschaft" sehr beeindruckend über die ökonomischen Vorteile im Falle eines österreichischen Beitrittes. Er sehe in ihm eine konsequente Fortsetzung des österreichischen Strebens nach Beteiligung an der europäischen Integration, das unser Land seit Kriegsende begonnen hat.

Eingeleitet und moderiert wurde die Veranstaltung auf sehr liebenswürdige Weise vom St. Florianer Propst Wilhelm Neuwirth und von Ferdinand Reisinger, Professor an der Linzer KatRolischen Hochschule.

KULTURELLES AMBIENTE

Während dieser Enquete und der Begegnung mit dem Stift war die besondere Atmosphäre eines offenen und tätigen Christentums deutlich zu spüren. Das Stift erfüllte voll und ganz sein selbstgestecktes Ziel, Kult-und Kulturstätte zu sein. In den Pausen konnten die Teilnehmer die Ausstellung der aufrüttelnden religiösen Werke des Künstlers Hans Fronius besuchen. Es handelt sich dabei um eine großzügige Schenkung der Witwe, Christin Fronius, der Erbengemeinschaft und von Walter Kastner. Die Stiftsammlung stellt den Versuch dar, Fragen der Menschen zu formulieren und eine erlösende, universelle und versöhnende Botschaft zu verkünden.

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