Die Kirche(n) und ihr Event

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Ein kleiner Streifzug durchs Wiener Programm der "Langen Nacht der Kirchen".

Zum dritten Mal findet heuer die Lange Nacht der Kirchen statt. Eine Erfolgsstory: Mehr als 260 Kirchen in Wien, Niederösterreich, Linz, Salzburg, Graz, Klagenfurt beteiligen sich an dem niederschwelligen Angebot, Kirche(n) kennen zu lernen. Insgesamt sind es mehr als tausend Veranstaltungen, die in der Nacht des 1. Juni angeboten werden.

Beim dritten Mal ist die Begeisterung, mitzutun, ungebrochen, erzählt Bernhard Linse, als Vikariatssekretär von Wien-Stadt katholischer "Cheforganisator" der Langen Nacht der Kirchen in Wien. Linse betont, die Initiative zum größten dezentralen Kirchenevent sei nicht "von oben" ausgegangen: Vor drei Jahren wurde von einigen Wiener Pfarren die Idee geboren - und man konnte sich nicht vorstellen, wie sehr diese einschlagen würde - sowohl von den veranstaltenden Gemeinden als auch von den Besuchern her. Nach wie vor ist Wien Vorreiter: 160 Kirchen der Stadt beteiligen sich heuer, man rechnet - wie in den letzten Jahren - mit mehr als 100.000 Besuchern.

Bunt wie der Stephansdom…

Die Buntheit des Wiener Angebots kann sich auch heuer sehen lassen: Der Stephansdom etwa wird in einer Licht- und Tuchinstallation von Stefan Knor bis 1 Uhr nachts "bunt" werden. Beim Late Night Talk in der Minoritenkirche diskutieren Kardinal Schönborn und Festwochenintendant Luc Bondy - Moderation: Furche-Herausgeber Heinz Nußbaumer - über Schuld und Vergebung (22 Uhr). Intellektuelle Spannung verspricht auch die Kontroverse zwischen Weihbischof Helmut Krätzl, Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi und dem Kulturphilosophen Franz Schuh zur Frage, ober der Glaube nach Europa "zurückkehrt" (Wiener Priesterseminar, 20 Uhr).

…künstlerisch, ökumenisch…

Musik - die Kunstform, die seit jeher auch in Kirchen beheimatet ist, hat auch in der Langen Nacht ihren prominenten Platz. In der Hofburgkapelle und in Maria am Gestade sind die Wiener Sängerknaben zu hören, in der Hofburgkapelle auch Ensembles der Wiener Philharmoniker bzw. Symphoniker. Im Park der Schule Sacre Cœur im 3. Bezirk kommt das Haydn-Oratorium Die Schöpfung zur Aufführung. Und auch Modernes hat Platz: (Film-)Musik von Philip Glass findet sich etwa im reichhaltigen Programm in St. Josef ob der Laimgrube in Mariahilf (22 Uhr).

Bildende Kunst gibt es im Dommuseum: die Ausstellung zum 100. Geburtstag von Otto Mauer hat ihre Pforten geöffnet. In der "Wotrubakirche" in Wien-Mauer wird des 100. Geburtstages des Bildhauers Fritz Wotruba gedacht (20.30 Uhr). Eine Männer-Kult-Modenschau - das heißt liturgische Gewänder verschiedener Epochen- stellt die Kirche Cyrill und Method in Wien 21 vor (19.45 Uhr).

Ganz anders präsentiert sich das ökumenische Bibelzentrum beim Museumsquartier, das mit Köstlichkeiten für den Gaumen aus der Bibel aufwartet. In der evangelischen Lutherkirche in Währing schickt sich eine Expedition für Kinder an, das "Geheimnis der Unsichtbarkeit Gottes zu lüften" (18 Uhr). Ökumene, das bestätigt auch Bernhard Linse, war von Anfang an selbstverständliches Prinzip bei der Langen Nacht der Kirchen: Alle Konfessionen beteiligen sich. Die Lange Nacht "beginnt" daher auch mit einer Ökumenischen Vesper mit den Verantwortlichen der christlichen Kirchen in der Lutherischen Stadtkirche (18 Uhr). Die koptische Kirche in der Quadenstraße in Wien Donaustadt leitet ihren Abend mit einem "Sonnenuntergangsgebet" ein (19 Uhr). Ökumenische Gastfreundschaft wird für die russisch-orthodoxe Kirchengemeinde konkret: Weil die russische Kathedrale zur Zeit renoviert wird, findet der russisch-orthodoxe Gottesdienst in der nahe Sacre-Cœur-Kirche statt (18.30 Uhr). Um 23 Uhr diskutieren prominente Ökumene-Vertreter in der Altlerchenfelder Pfarrkirche (7. Bezirk) die Vision einer ökumenischen Kirche.

…sogar bis ins Gefängnis

Ein ganz besonderes Angebot hat die (evangelische) Seelsorge in der Justizanstalt Simmering (Kaiserebersdofer Straße 297) parat, wo auch eine Diskussion mit Gefangenen und deren Angehörigen stattfindet (ab 19 Uhr).

Vikariatssekretär Linse ist auch mit dem diesjährigen Programm mehr als zufrieden: "Maßgeschneidert" seien die Angebote, die zu 99 Prozent von den Pfarren selbst initiiert worden seien: Die "ganze Bandbreite des Glaubens" werde hier dargestellt. Und - was sicherlich nicht das Unwichtigste ist: "Dieser Event spricht auch Menschen an, die von der Kirche schon weiter weg sind!"

Gesamtprogramm (auch außerhalb Wiens): www.langenachtderkrichen.at

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