Die Kraft der Schneeflocken

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In Österreich ist so manches einmalig. Nein, keine Angst, ich werde nicht einen weiteren Kommentar zum Wahlergebnis vom 24. November liefern. Ich spreche heute von der Dekadenarbeit, die in Österreich einmalig ist. Im Jahr 1998 hat die UNO zu einer "Dekade für Frieden und Gewaltlosigkeit für die Kinder dieser Welt" aufgerufen. Im selben Jahr hat der Ökumenische Rat der Kirchen den Aufruf aufgenommen und seinerseits eine "Dekade zur Überwindung von Gewalt" begonnen. Ziel ist es, dass engagierte Gruppen, Institutionen und Einzelne ihren Einsatz für Frieden und Gewaltfreiheit miteinander vernetzen und verstärken.

Seit zwei Jahren läuft das in Österreich: Die UNO Dekade wird von einem Netzwerk von rund 30 Organisationen betrieben, federführend ist dabei der Internationale Versöhnungsbund. Die Dekade der Kirchen läuft im Auftrag des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich. Nun würde man gerade in Österreich erwarten, dass daraus im Sinne Musils eine typisch kakanische Parallelaktion würde. Weit gefehlt! Die beiden Dekaden arbeiten partnerschaftlich zusammen, die Kirchen und Akteure der Zivilgesellschaft kooperieren für Frieden und die Überwindung von Gewalt.

Beim letzten gemeinsamen Studientag vorige Woche zum Thema Friedenserziehung fiel der bemerkenswerte Satz: Frieden kommt aus dem Streit. Also, denke ich weiter, heißt es beim Einsatz für den Frieden, erst einmal den Streit zu suchen. Mir würde dazu schon etwas einfallen. Die Dekade zur Überwindung von Gewalt hat einen Schwerpunkt bei der Mikroabrüstung, also dem Kampf gegen Kleinwaffen. Wenn sich da die Kirchen hierzulande ebenso eindeutig äußern würden, wie sie es zum Beispiel in Schottland getan haben, käme es sicher zum Streit. Der Grund ist banal und heißt: Kleine Waffen - großes Geschäft. Übrigens: Die erfolgreiche schottische Kampagne lief unter dem Namen "Snowdrop". Spannend, wenn Kirchen ihre Schneeflockenkraft entdecken.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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