"Die Marke Tirol umfassend stärken"

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Landeshauptmann Herwig van Staa will das Land - über den bereits florierenden Tourismus hinaus - auch als Standort für Wirtschaft und Bildung positionieren.

Herr Landeshauptmann, die Alpbacher Wirtschaftsgespräche stehen in diesem Jahr unter dem Generalthema: "Die Weltwirtschaft im Umbruch" - lässt sich die Tiroler "Standortstrategie 2006 bis 2010" auch als regionale Antwort auf diesen globalen Prozess verstehen?

Nicht nur in der Weltwirtschaft wird die Konkurrenz immer härter. Neben dem klassischen Wettbewerb der Unternehmen entwickelt sich auch immer mehr ein Wettbewerb der Regionen. Will sich eine Region in diesem Wettbewerb behaupten, muss sie sich als Standort klar profilieren und positionieren. Deshalb haben wir den Prozess der Standortstrategie Tirol gestartet. Dieser ist auf die internationale Markt-und Wettbewerbssicht fokussiert und liefert die strategischen Grundlagen zur Standortvermarktung Tirols 2006 bis 2010.

Tirol ist ja an und für sich bereits eine international bekannte und anerkannte Marke und steht herausragend für Natur, für Kultur, für Gastlichkeit, für Sport, für Winter-wie Sommertourismus - in welche Bereiche soll die "Marke Tirol" mit der Standortstrategie jetzt noch weiter ausgebaut werden?

Tirol wird von außen derzeit vor allem als hervorragendes Urlaubs-und Freizeitland mit einer sehr hohen Lebensqualität wahrgenommen. Dieser ausgezeichnete Ruf unseres Landes, die Bekanntheit und das positive Image der Marke Tirol, soll über den Tourismus hinaus noch stärker von der gesamten Tiroler Wirtschaft in ihrem Marketing genutzt und integriert werden. Das Projekt "Standortstrategie Tirol 2006 bis 2010" verfolgt daher eine effiziente Vermarktung des Standortes als Ganzes unter dem Dach der Marke Tirol. In bezug auf die Profilierung des Standortes hat das Projekt mit den Bereichen Tourismus, Wirtschaft sowie Bildung und Forschung drei wesentliche Schwerpunkte definiert. Tirol soll von außen nicht nur als Tourismusland, sondern auch als hervorragender Standort für Bildung und Forschung sowie Wirtschaft wahrgenommen werden. Neben diesen drei Hauptprofilierungsfeldern wurden komplementäre Profilierungsfelder - wie Natur und Landschaft, Sport, Kultur, Gesundheit, Land-und Forstwirtschaft oder die Ressource Wasser - und die Basisprofilierungsfelder - wie Verkehr, Umwelt, Industrie, Arbeitsmarkt und Qualifizierung, dienstleistungsorientierte Verwaltung und Raumordnung - festgelegt. Diese Felder flankieren die Hauptprofilierungsfelder und tragen in ihrer Vernetzung zur Profilbildung des Standortes bei.

Welche Vorteile erwarten Sie sich durch diese intensive Vernetzung und gezielte Nutzung der "Marke Tirol"?

Durch die intensive Vernetzung aller relevanten Akteure am Standort - Landesregierung, Sozialpartner, Tirol Werbung GmbH, Zukunftsstiftung, Agrarmarketing, Universitäten, Fachhochschulen, Congress Innsbruck, etc. - soll eine gezielte Profilierung des Standortes erreicht werden. Durch verstärkte Kooperation dieser Partner sollen Synergien in der Vermarktung genutzt und ein nach innen und außen effizient abgestimmtes Tirol-Bild erzeugt werden. Die Marke Tirol soll diesen Prozess als Dachmarke unterstützen und einen einheitlichen Marktauftritt sicherstellen. Auf diese Weise soll ein Wettbewerbsvorsprung gegenüber anderen Standorten erzielt und die Basis für ein nachhaltiges Wirtschaften und Wachstum gelegt werden.

Gibt es Vorbilder für diese Dachmarken-Strategie, oder ist Tirol da in einer Vorreiterrolle?

Es gibt einige Regionen in Europa, die eine ähnliche Strategie der einheitlichen Vermarktung der gesamten Region verfolgen. Der große Vorsprung, den Tirol hat, ist sicherlich die im Bereich des Tourismus bereits bestens eingeführte Marke Tirol.

Welche Organisationen haben an dieser "Standortstrategie 2006 bis 2010" mitgearbeitet, und wie ist sie entwickelt worden?

Neben den landespolitischen Verantwortungsträgern sind die Interessensvertretungen, die Vermarktungspartner, Vertreter des Bildungsbereiches sowie die Projektleiter des Leitbilds Zukunftsraum Tirol und des Wirtschafts-und Arbeitsmarktprogramms 2010 eingebunden. Diese enge Vernetzung aller relevanten Akteure des Landes ist auch der Schlüssel zum Erfolg des Projektes. Das Projekt wurde im Jänner 2005 gestartet. In 13 Workshops, mit über 200 teilnehmenden Experten, bei der Auswertung von rund 2500 Seiten standortrelevanter Literatur, in Kombination von externen Impulsen und einer internen Reflexion in der Projektarbeitsgruppe sowie im Zuge von Einzel-Experten-Gesprächen wurde ein erster Entwurf erarbeitet.

Mit dem "Tirol Kulinarium" hat es bereits einen Schulterschluss zwischen Tiroler Landwirtschaft und Gastronomie gegeben - zeigt diese Kooperation den Weg auf, der auch in anderen Bereichen gegangen werden soll?

Das "Tirol Kulinarium" ist ein positives Beispiel für die gelungene Vernetzung und praktische Zusammenarbeit der verschiedenen Sektoren. Es gibt darüber hinaus eine Reihe anderer Kooperationen von Agrarmarketing, Tirol Werbung und Zukunftsstiftung, etwa bei Messeveranstaltungen und Events im In-und Ausland, welche gemeinsam als Kommunikationsplattformen genutzt werden. Von der Tirol Werbung wurde im Rahmen des Sport-und Kultursponsorings auch die öffentliche Verwaltung noch stärker als bisher eingebunden, und es wurden mit diesen eigene Kooperationsprogramme entwickelt. Diese Kooperationen waren zunächst auf eine erhöhte Wahrnehmung durch eine abgestimmte Nutzung des Tirol-Logos und die durchgängige Einhaltung der Corporate-Design-Richtlinien der Tirol Werbung konzentriert. Zukünftig sollen die gesamten Marketing-und Programmplanungen dieser Vermarktungseinrichtungen aufeinander abgestimmt werden und weitere Partner wie die Universitäten und Fachhochschulen oder etwa auch die neu gegründete Museenbetriebs-GmbH in diese Abstimmungsarbeit eingebunden werden.

Das Standortmarketing ist im Bereich der Tirol Werbung angesiedelt - wie weit sind die Überlegungen zur Gründung einer eigenen Gesellschaft?

Der Tirol Werbung kommt als größter und profiliertester Vermarktungseinrichtung des Landes in diesem Prozess die Führungsrolle zu. Als Trägerin der Markenrechte wacht die Tirol Werbung über die Markennutzung und die Vermeidung einer Markenverwässerung. Aktuell wurde von der Tirol Werbung gemeinsam mit ihren Partnern eine Erweiterung der bisherigen touristischen Markenpositionierung für den Standort vorgenommen. Darauf aufbauend soll nun ein Regelwerk für die Vergabe und Verwendung der Marke Tirol für den Gesamtstandort entwickelt werden.

Fritz Dinkhauser, der Präsident der Arbeiterkammer Tirol, hat gesagt: "Marke ist gut, der Mensch ist besser. Hinter der Marke Tirol stehen Menschen. Ohne Menschen werden wir keine Marke zusammenbringen." - Wie groß ist Ihrer Ansicht nach die Unterstützung der Bevölkerung für diesen Strategie-Prozess?

Die Stärke des Standortes Tirol basiert natürlich zu einem Großteil auf den hier lebenden und arbeitenden Menschen. Eine Stärke und wichtige Komponente des Tourismus in unserem Land ist die Gastfreundschaft. Aber auch für den Wirtschaftsstandort Tirol war der Fleiß und die Qualifikation der Arbeitskräfte stets ein großer Pluspunkt. Dies ist auch in der Markenpositionierung klar zum Ausdruck gekommen. Für die Standortvermarktung und insbesondere die zukünftige Vergabe und Verwendung der Marke ist deshalb auch die Kommunikation innerhalb Tirols und die Identifikation der Menschen mit der Marke von großer Bedeutung. Glücklicherweise ist die Marke Tirol in der Bevölkerung gut verankert und erfreut sich einer großen Beliebtheit. Darauf gilt es im weiteren Prozess Rücksicht zu nehmen.

Welche Rolle spielt dabei die Innenkommunikation, also die Identifizierung der Bevölkerung und der heimischen Wirtschaft mit der Standortmarke?

Standortmarken können wie andere Marken auch bewusst gesteuert werden und dürfen nicht dem Zufall überlassen bleiben. Im Unterschied zu Unternehmensmarken ist die Führung von Standortmarken eine Koordinationsaufgabe. Dies erfordert eine enge Einbindung aller Standortakteure und auch der Bevölkerung, welche ja ebenso ein Teil dieser Marke ist. In dem Maß wie sich die heimische Wirtschaft und auch die Bevölkerung mit der Marke identifizieren, wird die Marke von innen gestärkt und stimmen "Erscheinungsbild" und "Vorstellungsbild" überein.

Die Einmaligkeit Tirols hat auch sehr viel mit der Kultur und den Werten im Land zu tun - welche Rolle spielen diese Aspekte bei der "Standortstrategie 2006 bis 2010" neben den anderen Optimierungsprogrammen?

Tirol ist nicht nur in der Kultur und den Werten einmalig und einzigartig - es gibt in verschiedenen Bereichen diese positiven Unterscheidungsmerkmale zu anderen Regionen. Und genau darum geht es, nämlich die Einzigartigkeit und Einmaligkeit Tirols als Standort herauszuarbeiten und zu vermarkten.

"Nachhaltigkeit" ist ein zentraler Begriff in der "Standortstrategie 2006 bis 2010" - durch die häufige Verwendung dieses Begriffs in allen möglichen Bereichen droht aber Nachhaltigkeit mehr und mehr zu einem nichtssagenden Modewort zu werden. Was ist für Sie der Kern von nachhaltigem Handeln?

Die Nachhaltigkeit ist eine zentrale und alle Profilierungsbereiche des Standortes verbindende zukünftige Wertedimension der Marke Tirol. Der Begriff der Nachhaltigkeit orientiert sich an der Definition des UN-Brundtland-Berichtes und meint auf Tirol bezogen die alpinen Ausprägungen einer "Entwicklung, welche den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, eigene Bedürfnisse zu befriedigen". Vor diesem Hintergrund ist mir die intensive Abstimmung der Standortstrategie und der Markenentwicklung mit dem Projekt "Zukunftsraum", welches vor allem auf eine nachhaltige Standortentwicklung abzielt, sehr wichtig gewesen.

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