Die "messianischen Juden"

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Viele haben von Gruppen wie "Jews for Jesus" und ähnlichen "messianischen Juden" gehört. Sie verstehen sich als Juden und halten viele Gebote des Judentums ein, etwa den Sabbat und seine Liturgie. Zugleich halten sie Jesus für den Messias, in dessen Ankunft sich das Judentum erfüllte.

- Warum lösen messianischen Juden bei mir heftige Aversionen aus? Sollte man sie nicht als Brücke zwischen den Religionen sehen? Liegen solch hybride Formen nicht im Trend?

Messianische Juden rühren gleich an mehrere empfindliche Stellen der jüdischen Erfahrung mit dem Christentum, denn sie sind der Extremfall der Grenzverletzung. Für Juden verletzen sie eine theologische Grenze: Wer an Jesus glaubt, ist aus religiöser Sicht Christ und kein Jude. Daher lehnen alle Strömungen im Judentum -von der Orthodoxie bis zum Reformjudentum -messianische Juden ab. Wenn messianische Juden unter Juden missionieren, aktivieren sie damit die schlimmsten Erinnerungen aus der Geschichte.

Auch manche evangelikalen Gruppen hegen große Sympathien für das Judentum (und den Staat Israel), weil sie es als wichtigen Akteur in der Endphase eines göttlichen Erlösungsplans betrachten -der allerdings nur christlichen Vorstellungen folgt. Auch wenn im jüdisch-christlichen Dialog das Judentum als legitime eigene Religion respektiert wird, bleiben eine Vorgeschichte und ein Machtgefälle, für die eine Minderheit besonders sensibilisiert ist.

Es ist gut, wenn Christen anerkennen, dass der Gründer ihrer Religion, Jesus (oder auch Paulus), Jude war und sich das Christentum aus dem Judentum heraus entwickelte. Wenn Jesus als Messias heute wiederkäme, würde ihm eine Synagoge wohl bekannter vorkommen als eine Kirche. Das spricht nicht gegen die Kirche, aber für den Respekt vor den Grenzen zwischen den Religionen.

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