Die Netzgeneration

19451960198020002020

Fremdsprachen und Computer sind für die heutigen Kinder kein Problem, wie die InterPädagogica zeigte.

19451960198020002020

Fremdsprachen und Computer sind für die heutigen Kinder kein Problem, wie die InterPädagogica zeigte.

Werbung
Werbung
Werbung

Es ist nicht mehr die Schule meiner Jugend, es ist nicht mehr die Schule Ihrer Jugend", begrüßte der Präsident des Wiener Stadtschulrates, Kurt Scholz, Besucher und Aussteller der InterPädagogica 1998 in Wien. Wie recht Scholz mit dieser Aussage hat, beweisen kurze Zeit später einige Kindergruppen und Schulklassen beim Sprachenfest zur Eröffnung der Bildungsmesse. "One little fish has a big wish, ..." - mit kindlichen Schwimmbewegungen tanzen die Kleinsten unbeschwert vor dem großen Publikum. Das englische Kinderlied geht ihnen dabei locker über die Lippen. "Blish, blash, blame - What's your name?", ganz nebenbei führen sie bereits im Kindergarten grundlegende Dialoge in fremden Sprachen.

Seit diesem Schuljahr gehört Englisch in 80 Prozent der ersten Wiener Volksschulklassen bereits zum Unterrichtsalltag. Auch in den Bundesländern beginnt sich das Projekt "Lollipop" schrittweise durchzusetzen. Ebenso automatisch wie zum Gesang wechseln die Kleinen nach ihrer Darbietung zurück in die Muttersprache. "Geh', rutsch endlich rüber", hört man das Raunen einer Darstellerin über das Mikrophon, als sie sich neben ihrem Nachbarn aufstellen soll.

Mit "Good morning" zur Begrüßung, "open the window, please", oder "Danube statt Donau" im Sachunterricht werden die Schüler Schritt für Schritt und Klasse für Klasse auf die späteren Anforderungen im Berufsleben vorbereitet.

Vor allem in diesen Wochen und Monaten, während der EU-Präsidentschaft Österreichs, werden uns die notwendigen Sprachkompetenzen zukünftiger EU-Bürgerinnen und Bürger tagtäglich vor Augen geführt. Ob Werbespots, in denen wir die Wünsche unserer Nachbarn im Untertitel lesen können, oder fragende Touristen auf der Suche nach Schönbrunn.

Doch mit Verständigung allein ist es noch nicht getan. Neben Lehrmittel für den frühen Erwerb von Fremdsprachen spielte Multimedia die Hauptrolle an den Ständen der InterPädagogica. Ob CD-ROM, Internet oder die Computer-Ecke im Klassenzimmer: "Die Grundschullehrer in unserem Projekt haben festgestellt, daß im Unterricht mit dem Computer einiges anders abläuft als geplant", berichtet Margarete Grimus, Leiterin des Projektes "Neue Medien in der Grundschule".

In fünf Semestern sollen in anfangs vier, mittlerweile sechs Schulen didaktische Konzepte zum Einsatz der Neuen Medien erarbeitet werden. "Neue Medien zeigen einige Vorzüge, die seit eh und je Grundforderungen der Lernpsychologie erfüllen", erläuterte Heinz Gruber, Sektionsleiter im Bundesministerium für Unterricht, kürzlich in einem Interview mit dem Magazin der Österreichischen Computer Gesellschaft. Die optimale Aufbereitung der Inhalte und eine altersadäquate Portionierung der Lernschritte seien dafür ebenso verantwortlich wie eine rasche Rückmeldung.

Werden Silberscheiben, intelligente Schaltelemente und der virtuelle Berater aus dem Internet also bald den Lehrer aus Fleisch und Blut ersetzen? Provokant meint der amerikanische Cyber-Guru Don Tapscott in seinem neuen Buch "Net Kids": "Lehrer werden von Wiederkäuern übernommener Fakten zu Motivatoren und Förderern ihrer Schüler."

Auf die Frage "Wie lernt die Netz-Generation?" antwortet der Bestsellerautor mit Entwicklungsschritten in mehrere Richtungen: Die Wende vom linearen hin zum hypermedialen Lernen (viele verschiedene Informationsquellen verpackt in einer übersichtlichen Struktur a la Internet) wird hier ebenso herausgehoben, wie der bewußte Wandel vom lehrer- zum schülerzentrierten Unterricht. Weiters wird das eigene Entdecken gegenüber dem Befolgen von Anweisungen in der Schule an Bedeutung gewinnen. So ersetzt das Suchen und Lernenlernen in Tapscotts Szenario vor allem das Erlernen von Inhalten. Das Bild vom fördernden, motivierenden Lehrer statt dem Wissensvermittler ergibt sich daraus wie von selbst.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung