Die Partnerländer Österreichs beim Mitteleuropäischen Katholikentag

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Ungarn

Seit der "Wende" wird die - teilweise schon zuvor einsetzende - wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierung des Landes entschlossen vorangetrieben. Die katholische Kirche ist bemüht, die negativen Konsequenzen dieser Entwicklung - Säkularismus, Konsumismus, Krise von Ehe und Familie - durch eine neue Evangelisierung zu überwinden. Das kommunistische Regime hatte die Umsetzung der konziliaren Reformen vielfach behindert; insbesondere wollte das Regime die Förderung des Laienapostolats verhindern. Nach der "Wende" nahmen sowohl die Ordensgemeinschaften als auch laienapostolische Gruppierungen einen großen Aufschwung. Wie in anderen Teilen Europas kämpft aber auch die katholische Kirche in Ungarn mit dem Problem des Priestermangels.

Slowenien

Slowenien löste sich als erste Teilrepublik 1991 aus dem jugoslawischen Staatsverband. Zum ersten Mal seit mehr als tausend Jahren erlangte das slowenische Volk wieder die Eigenstaatlichkeit. Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Republik hat bereits EU-Niveau erreicht.

Die Kirche hat sich in Slowenien einerseits mit dem Erbe der kommunistischen Mentalität, andererseits mit den Herausforderungen einer fortgeschrittenen postindustriellen Gesellschaft auseinanderzusetzen. In der Kirche des Landes wird intensiv versucht, auf die "Zeichen der Zeit" zu antworten. Ein wichtiges Instrument in diesem Zusammenhang war die gesamtslowenische Synode von 1999/2001, bei der die geistig-geistliche Situation des Landes analysiert und mögliche Antworten aus dem Glauben aufgezeigt wurden.

Tschechische Republik

Für die katholische Kirche hatte der kommunistische Putsch des Jahres 1948 eine Periode brutaler Verfolgung und Knebelung gebracht. Nirgendwo im kommunistischen Machtbereich - mit Ausnahme der Sowjetunion und Albaniens - wurde der Kirchenkampf so konsequent durchgeführt wie in der damaligen ÇCSSR. Erst die "Wende" von 1989 brachte der Kirche wieder die Freiheit. Einen "historischen Augenblick" lang schien es nach 1989, als wäre mit der KP-Herrschaft auch das belastende Erbe des Antiklerikalismus verschwunden. Aber schon bald zeigte sich, dass das alte Misstrauen nach wie vor wirkmächtig ist. Die Tschechische Republik gehört heute zu den am meisten säkularisierten Länden Europas. Für die katholische Kirche in Böhmen und Mähren geht es darum, in geduldiger Aufbauarbeit den Samen des Evangeliums neu auszustreuen.

Bosnien-Herzegowina

Die katholische Kirche hatte unter dem titoistischen Regime ab 1945 besonders zu leiden. Im Bosnien-Krieg 1992/1995 wurde mehr als die Hälfte der Katholiken aus dem Land vertrieben; 60 Prozent der Kirchen und kirchlichen Gebäude wurden zerstört.

Das aus zwei "Entitäten" - bosniakisch-kroatische Föderation und Republika Srpska - bestehende Land lebt derzeit als eine Art Klientenstaat unter internationaler Kontrolle in einem prekären Frieden. Die Frage der Rückkehr der Vertriebenen ist nach wie vor ungelöst. Die Wirtschaft ist nach den kriegerischen Auseinandersetzungen der neunziger Jahre zerstört, die meisten jungen Menschen wollen emigrieren. Für die Katholiken bedeutet der Papstbesuch am 22. Juni 2003 mit der Seligsprechung des Pioniers des Laienapostolats Ivan Merz ein "Zeichen der Hoffnung".

Kroatien

Die Auseinandersetzungen nach dem Zerfall Jugoslawiens in den neunziger Jahren brachten über die - mehrheitlich katholischen - Kroaten Krieg und Elend sowie eine Unzahl noch nicht geheilter Wunden.

Trotz der traumatischen Ereignisse geht der demokratische und wirtschaftliche Neuaufbau Kroatiens zielstrebig voran.

Ein überaus positives Signal ist in diesem Zusammenhang das formelle Beitrittsgesuch Kroatiens an die Europäische Union. Die katholische Kirche des Landes engagiert sich in vielfacher Weise für die Menschen des Landes, besonders für die Jugend und für die an den Rand Gedrängten. Ein besonderes Anliegen ist der Kirche in Kroatien der ökumenische Brückenschlag zu den orthodoxen Christen.

Polen

So wie in Polen 1793 eine der ersten demokratischen Verfassungen Europas beschlossen wurde, war es wiederum Polen, wo 1989 die erste nichtkommunistische Regierung zustandekam. Auch nach der "Wende" blieb die geistige und geistliche Kraft der katholischen Kirche in Polen ungebrochen. Nach wie vor sind in Polen die Kennzahlen religiöser Praxis - Sonntagsmessbesuch, Nachwuchs an geistlichen Berufen usw. - wesentlich höher als in vielen anderen europäischen Ländern. Als Mitglied der Europäischen Union wird Polen wieder die Rolle einer der großen europäischen Nationen wahrnehmen, die dem Land auf Grund seiner historischen und kulturellen Entwicklung zukommt.

Slowakei

In der Zeit des kommunistischen Totalitarismus wurde in der Slowakei der christliche Glaube härtesten Prüfungen ausgesetzt. Die Christen wurden in der Öffentlichkeit zum Schweigen gezwungen; viele Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien mußten ihre Treue zu Christus bitter bezahlen. Der Wille zum geistigen Widerstand war aber in der Slowakei stärker als in anderen kommunistisch beherrschten Ländern.

Unübersehbar wurde dies bei der großen Demonstration für Religionsfreiheit in Preßburg (Bratislava) im Jahr 1988.

Nach der "Wende" trug auch die katholische Kirche wesentlich dazu bei, dass die Trennung von der Tschechischen Republik schmerzlos vor sich ging. Mit der 1993 errungenen Unabhängigkeit ist für das slowakische Volk ein tausendjähriger Traum in Erfüllung gegangen. Der Eintritt in die Europäische Union macht zugleich deutlich, dass die Slowakei nicht isoliert, sondern im lebendigen Austausch mit den Nachbarn den Weg in die Zukunft gehen will. Die Präsenz der Kirche im öffentlichen Leben ist stark; die Märtyrer aus der Zeit der totalitären Herrschaft sind für die Jugend des Landes "Wegweiser" auf dem Weg in die Zukunft.

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