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„Die Pluralität ist eine Kostbarkeit“
Gertraud Knoll, künftige evangelische Superintendentin, will keine „Wischiwaschi-Ökumene".
Gertraud Knoll, künftige evangelische Superintendentin, will keine „Wischiwaschi-Ökumene".
Gertraud Knoll (siehe auch Interview auf Seite 15), Pfarrerin in Weppersdorf, wurde am 28. April mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit zur Superintendentin des Burgenlandes gewählt und damit zwei männlichen Gegenkandidaten vorgezogen. Die SS-jährige gebürtige Linzerin tritt ihr neues Amt im September an. Eine allfällige Visitation ihres im kirchlichen Dienst stehenden Mannes (Religionslehrer, überpfarrli-che Aufgabe:,)) würde sie der nächsthöheren Instanz (Oberkirchenrat) überlassen.
Im Gespräch mit der FURCHE wies Gertraud Knoll erfreut auf viele positive Reaktionen auf ihre Wahl, vor allem auch von Katholiken (so durch Bischof Paul Iby und Altbischof Stefan Laszlo), hin. Probleme zwischen katholischer und evangelischer Kirche sieht sie vor allem „in den unterschiedlichen Strukturen unserer Kirchen, im Amtsverständnis; die Kirche ist nach katholischer Auffassung in ihrer Struktur selbst ein Dogma, und das macht neue Aufbrüche unheimlich schwer".
Im gemeinsamen Handeln müsse man behutsam, aber deutlich vorgehen: „Es nützt niemandem, wenn man hinter vorgehaltener Hand sagt: Wir tun, was eigentlich verboten ist, etwa gemeinsame Eucharistiefeiern und solche Dinge. Es nützt niemandem, weil ja die Verdünnung des Glaubenswissens in beiden Kirchen so groß ist, daß die Leute gar nicht mehr so ge-
nau wissen, was katholisch und was evangelisch ist. Ich glaube, wenn wir meinen, wir tun mit so. einer Wischiwaschi-Ökumene etwas Gutes, täuschen wir uns. Im Gegenteil: Wir müssen mit aller Deutlichkeit die Dinge, die uns weh tun, beim Namen nennen."
Ein Zusammenrücken mit der katholischen Kirche in lehramtlichen Fragen hält sie „nicht für das Wesenthche". Im Gegenteil: „Das Spannende am protestantischen Profil ist ja gerade der Widerspruch gegen dieses alles umarmende Lehramt. Würden wir dieses Profil aufgeben, würden wir unsere Identität aufgeben, und würde die kathohsche Kirche ihr Lehramt aufgeben, wäre sie nicht mehr katholisch. Es wird wichtig sein, daß wir dazu stehen, daß die Pluralität eine Kostbarkeit ist, daß dieses Vereinheitlichen nicht ein Ziel ist, daß uns reicher macht, sondern ärmer."
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