Die Professionalität des Herrn Darabos

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Die Aufregung über Tat und Täter war kurz; die öffentliche Aufmerksamkeit beschränkt. Beim Betroffenen handelte es sich um einen Militär, den Chef des Generalstabs, Entacher; doch der Fall sollte betroffen machen - vor allem die Art und Weise, wie Entacher endgültig zu Fall gebracht werden soll. Der zuständige Minister, Norbert Darabos, ließ, nachdem er Entacher als Generalstabschef abgesetzt hatte, ein Dossier anfertigen, in dem frühere Verfehlungen und Verhaltensweisen des zu Verfolgenden penibel aufgelistet sind. Auf 90 Seiten (in Worten: neunzig). Mit der Verfassung des Dossiers waren Angehörige des Heeres (liebe Kollegen) und andere Bundesdienststellen befasst, die gehorsam Material zusammentrugen. Dazu kam im Vorfeld eine Prise Verleumdung, die bekanntlich ein Lüftchen ist, das sich zu einem Sturm auswachsen kann - und das Ganze diente der Rechtfertigung getroffener und zu treffender Entscheidungen des Ministers!

Ein ähnlicher Fall ist mir - im Österreich der letzten 40 Jahre - nicht in Erinnerung. Vorbilder finden sich freilich in totalitären Staaten, wo dann auch gleich das Privatleben in die Beobachtung einbezogen wurde, um belastendes Material gegebenenfalls zur Hand zu haben. Zu dem Entacher-Dossier schwiegen: der oberste Befehlshaber des Bundesheeres, die Beamtenministerin (vermutlich weil Entacher keine Frau ist) und der Bundeskanzler, der einen Mann wie Darabos in seinem Team behält. Man stelle sich einmal vor, ein blauer Minister hätte ein solches Dossier veranlasst: "Spitzelmethode“, "Metternich’sche Aktion“, "Amtsmissbrauch“ wären noch die geringsten Vorwürfe gewesen.

Immerhin: nach dem Dossier weiß man zwar nicht mehr über Entacher, aber sehr wohl über den Minister, der ein Berufsheer will. Seine "Professionalität“ hat er bewiesen.

* Der Autor ist Konsulent bei GfK Austria

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