Die Suche nach den Ursachen des Krieges

Werbung
Werbung
Werbung

Kriege lassen sich in ihrer Dimension und Eskalationsrhythmik auf eine Frage der Waffenkonzentration zurückführen. Die militärischen Eskalationen im Nahen und Mittleren Osten speisen sich jedenfalls aus einem scheinbar nie versiegen wollenden Strom von Waffen, der die Region seit Jahrzehnten zum gefährlichsten Krisenherd der Welt macht.

Die Finanzierer sind die arabischen Regime, der Iran und auf der anderen Seite Israel. Das spiegelt auch der neue globale Militarisierungsindex 2012 des Abrüstungsthinktanks "Internationales Konversionszentrum Bonn“ wider, der das Verhältnis von Militär- zu Sozialausgaben misst: Sechs der ersten zehn Länder des Index, also jene die überdurchschnittlich viel für Rüstung ausgeben, sind Nahoststaaten: Israel (erster Rang), Syrien auf Rang drei, Jordanien auf Rang fünf, es folgen Kuwait, Bahrain und Saudiarabien. "Umfangreiche Waffenkäufe, wie auch das Interesse Saudiarabiens und Katars am Kauf deutscher Panzer sind Indizien für eine Dynamik des regionalen Wettrüstens“, sagt Jan Grebe vom Konversionszentrum.

In den Zahlen nicht enthalten sind selbstverständlich die Menge an geschmuggelten Waffen, welche an die Hamas im Gazastreifen oder die Hisbollah-Milizen im Libanaon gehen. Allein in den ersten Tagen des Raketenkrieges konnten Hamas-Kämpfer mehr als 800 Raketen Richtung Israel abfeuern.

Kampf um Medienhoheit

Die gesamten 12 Monate seit der Revolution in Ägypten benutzten radikale Hamas-Aktivisten und ihre Lieferanten dazu, über die ägyptische Grenze Waffen und Waffenbauteile nach Gaza zu bringen. Zudem sind die Kämpfer der Hamas (allerdings nach israelischen Geheimdienstangaben in iranischen Trainingslagern ausgebildet worden. Eine Ausbildung, die sich schon in dem Bruderkrieg zwischen der Fatah und der Hamas im Gazastreifen bemerkbar gemacht hatte.

Trotz aller Informationen scheinen die israelischen Geheimdienste die Feuerkraft der Palästinenser unterschätzt zu haben.

Der Raketenkrieg um den Gazastreifen zeigt aber nicht nur die militärische Bedrohung der Region. Er hat auch die Berichterstattung um die Krise im Libanon und Syrien in den Hintergrund gerückt. Für die arabische Tageszeitung Asharq Al-Awsat hängen Syrien und Gatza ursächlich miteinander zusammen. Syrien und der Iran seien für die Eskalation des Konflikts verantwortlich. "Syrien und Iran haben zuerst versucht, Israel über die Sinai-Halbinsel oder Hisbollah im Südlibanon in eine Auseinandersetzung hineinzudrängen, aber als diese nicht gelang, wandten sie sich dem Gazastreifen zu.“

Tatsächlich scheint dieses Szenario nicht unplausibel, zieht man die israelische Initiative zur Eskalation des Konflikts mit der Ermordung des militärischen Hamasführers und Kidnappers Ahmed Dschabari einmal ab.Tatsächlich ist das aber nur eine von vielen zum Teil krausen Theorien zum wahren Hintergrund der Eskalation in Gaza.

Wahlkampf-Motive

Die Palästinenser und einzelne israelische Gruppen füttern die Weltöffentlichkeit mit der Geschichte vom politisch motivierten Angriff Israels.

Einer dieser Kritker ist der sozialistische Mathematiker und Philosoph Moshé Machover: Israels Operation "Rauchsäule“, so Machover, weise verblüffende Parallelen zur Operation "Gegossenes Blei“ 2008/2009 auf. Damals hatte die Kadima-Partei ebenfalls kurz vor Wahlen einen Angriff der israelischen Streitkräfte auf den Gazastreifen befohlen, nachdem israelisches Gebiet von Hamas-Stellungen aus beschossen worden war. In dem 22 Tage dauernden Angriff waren etwa 1400 Bewohner des Gazastreifens ums Leben gekommen. Mosé Machover schließt daraus, dass "ein langwieriger regionaler Krieg ethnische Säuberungen gegen die Palästinenser in den seit 1967 von Israel besetzten Gebieten“ einleiten könnte.

Wie sehr die israelische Bevölkerung zum Thema Zusammenleben mit den Palästinensern gespalten ist, zeigen zwei Umfragen. Die erste durchgeführt vom US-New Israel Fund ergab, dass 59 Prozent der israelischen Juden jede Gleichbehandlung von arabischen Bewerbern bei Arbeitsplätzen ablehnen. 69 Prozent lehnen ein Wahlrecht für die arabische Bevölkerung der besetzten Gebiet ab. Die zweite Umfrage, von der Universität Jerusalem ergab hingegen, dass 58 Prozent der Israelis eine endgültige Lösung des Konflikts befürworten würden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung