Die Vielfalt globaler Spiritualität

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Ein mitunter zu umfangreiches, aber unerschöpfliches Kompendium zum Thema Spiritualität.

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Ein mitunter zu umfangreiches, aber unerschöpfliches Kompendium zum Thema Spiritualität.

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Das Göttliche durchdringt unsere geschöpflichen Kräfte so vollständig, dass wir keinen geeigneteren Bereich als unser eigenes Handeln finden könnten, um dem Göttlichen zu begegnen." schrieb Teilhard de Chardin 1962. Konkretes Handeln als unmittelbare Form christlicher Spiritualität ist nur eine von unzähligen Möglichkeiten, den Modebegriff "Spiritualität" zu veranschaulichen. Viele Menschen verwenden dieses Wort, um ihre persönliche Religiosität von traditioneller Kirchlichkeit abzugrenzen; der konkrete Inhalt wird aber oft nicht fassbar. Was ist Spiritualität?

Erwin Möde, Professor für christliche Spiritualität in Eichstätt, legt mit der "Spiritualität der Weltkulturen" einen detailreichen Versuch vor, die Vielfalt globaler Spiritualitäten sichtbar und griffig zu machen: Spiritualitäten sind Grundeinstellungen zum Leben, zur Welt und zum Mitmenschen. Emotionale Prägungen und rationale Deutungen gehören dazu, ebenso konkretes Verhalten, soziale Beziehungen innere Lebenswerte.

Zehn Autoren - darunter bekannte Größen wie Anton Grabner-Haider, Adel Th. Khoury, Bernhard Grom - präsentieren in 16 Kapiteln ein riesiges Spektrum: indische, buddhistische, japanische, afrikanische Spiritualität, die Spiritualitäten von Christentum, Judentum, Islam; griechisch-römische Kultur kommt zur Sprache, dann Stammeskulturen; Esoterik und Neue Religiosität werden auch dargestellt.

"Wer vieles sammelt, verliert auch Wichtiges." schreibt das Tao-te-King. Die Menge der Informationen ist beeindruckend - das Buch lässt eine unfassliche Pluralität spiritueller Lebensweisen vor dem Auge des Lesers entstehen. Originaltexte ermöglichen meditativen Gedankenfluss beim Lesen, in einer einfachen Sprache werden komplexe Götterwelten, Theologien und Ethiken dargestellt. Gleichwohl leidet darunter manchmal die Qualität. Insbesondere die Darstellung der östlichen Religionen kann vergrämen: Man wird angeregt, die buddhistische Ethik zu bestaunen - gleichwohl ermöglichen detaillierte Begriffsaufzählungen des achtfachen Pfades noch kein angemessenes Verständnis. Interpretationen, die die Bedeutung fremder Lebenswelten sichtbar machen, sind selten. Stattdessen findet sich Idealisierung: Wir Europäer sollten sich ein Beispiel nehmen - bloß werden kaum Anhaltspunkte geboten, wie.

Spannend und gelungen sind die Kapitel über Judentum und Islam, herausragend die Darstellung christlicher Spiritualitäten. Hier gibt es Einblicke in Traditionen, die Lust darauf machen, selbst einen solchen Weg zu gehen. Das Buch ist für "Einsteiger" fast ein wenig zu schwierig, weil es Grundwissen eigentlich bereits voraussetzt, um die Unmenge an Daten angemessen einzuordnen.

Spiritualität der Weltkulturen.

Hg.von Erwin Möde. Verlag Styria, Graz 2000. 343 Seiten, geb. öS 0291,-/e 21,15

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