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Dogmatik für Nichttheologen

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Daß Bücher dieser Art in den letzten Jahrzehnten der Reihe nach herauskamen und herauskommen, und mehr noch, daß sie immer eine starke Nachfrage hatten, ist ein gutes Zeichen. Man irrt aber, wenn man darin eines der jüngsten Zeit sieht.

Kam vor Jahrzehnten ein schlichter Frager in Glaubensnöten zu einem Priester, dann hatte er „Das wunderbare Licht“ von Emil D i m m 1 e r für ihn (drei Bände seit 1920), Schöngeistern riet man die sechs Bände „Credo“ von Peter Lipp er t (1916 ff.) oder Ignaz Klugs „Der katholische Glaubensinhalt“ (seit 1914), problematische Naturen fanden im fünfbändigen „Katechismus der Ungläubigen“ von A. S. S e r t i 11 a n g e s OP. (deutsch seit 1934), was sie an Antwort suchten. Robert L i n-hardts „Laiendogmatik“ (1931) gab eine solide Darstellung. Daniel Feulings „Katholische Glaubenslehre“ (1937) konnte man jedem in die Hände legen, der durch die Philosophie der Zeit gegangen war. Wir hatten also keinen Mangel, abgesehen von den Lehrbüchern der Obermittelschule. Franz Josef Peters hat seine vier Bände für diese Aufgabe eigens in einem Band herausgegeben. Leo von Rudioffs OSB. „Kleine Laiendogmatik“ fand die meisten Leser (72. bis 80. Tausend), mehr selbst als die Werke von Klug und Lippert. Franz Michel W i 1-1 a m ist richtiger Katechet und das ist seinem Buch „Unser Weg zu Gott“ (1950 ff.) durchaus zugute gekommen.

Wieder erscheinen zwei Bücher. Sie haben (und das ist das neue) das heute immer stärker werdende Verlangen katholischer Laien nach Theologie.

Laiendogmatik. Das Göttliche im Menschen. Von Silvester Birngruber OCist, 2. Auflage. Verlag Styria, Graz. 552 Seiten. Preis 94.50 S.

Ein Versuch, „nach den Gesetzen des in uns pulsierenden Lebens zu forschen und dieses zusammenhängend darzustellen“ (17). Nach einem fundamental-theologischen Unterbau errichtet er das heilige Gebäude unseres Glaubens in der herkömmlichen Disposition: Gott der Schöpfer, Gott der Erlöser, der Heiligmacher, die Kirche als fortlebender Christus, Gnade als Wirkkraft und die sieben Sakramente als Ströme des Lebens. Die Vollendung des einzelnen, der Kirche, der Welt. — Die Apologetik ist jeweils mit hereingenommen. Die naturwissenschaftlichen Voraussetzungen („die Gnade setzt die Natur voraus“) wurden durch Hans Schmeiser auf den gegenwärtigen Stand hin überprüft. Das Werk ist stoffreich, ist in eingestandener Anlehnung an heute gangbare Dogmatiken, vor allem die von Michael Schmaus geschrieben; es will den Leser persönlich ansprechen, stellt sich als „Standardwerk für den mündigen Laien“ vor, bringt viele „schöne Stellen“, legt überhaupt Wert auf eine schöne Darstellung, ohne gerade ein später Nachfahre der schöngeistigen Theologen zu werden, die in Peter Lippert ihre Höhe und ihren Umschlag zur nüchternen Sachlichkeit erlebten. Schon die Ueberschriften können da etwas verwischen. „Der dreipersönliche Gott“ — gibt es ein Glaubensgeheimnis, das fundierender ist als dieses? — sucht man zum Beispiel vergeblich im Inhaltsverzeichnis, erst wenn man das Register durchstöbert, findet man, daß dieses Dogma unter dem Titel „Gott ist die Liebe“ behandelt wird. Wir können uns nur freuen, daß das Buch so rasch eine Neuauflage notwendig machte.

Also glaube ich. Von Herbert Roth SJ. Verlag Herder. Freiburg im Breisgau. 341 Seiten.

Das Buch vermeidet schon im Untertitel die auch mißverständliche Bezeichnung „Laiendogmatik“ und stellt sich richtiger als „Theologie für den Laien“ vor. Seine Darstellung ist knapper, trockener, schmuckloser, aber auch sachlicher und klarer. So lieben es nüchterne und kritische Köpfe. Es will „die theologisch saubere Darlegung der Glaubenslehre in lebendiger Zusammenschau der einzelnen Geheimnisse“ bieten und hält auch, was es ankündigt. — Herbert Roth sichert zuerst die Voraussetzung: die Offenbarung (ihr Wesen, ihre Geschichtlichkeit und die Funktion der Kirche für ihre Erhaltung) und begründet auf ihr den Glauben. Die weitere Darstellung hält sich an die überlieferte Systematik: Gott, der Eine und Dreieinige, Schöpfung und Sünde. Dann folgen die drei Großkapitel: Jesus Christus (der Erlöser, die Erlösung), die Kirche, der Christ. Alles in einer sachlich klaren Aufteilung. Daß er im Wirken der Kirche die Sakramente behandelt ist im Sinne der jüngsten Theologie begrüßenswert; das hat freilich den Nachteil, daß er die Gnade (als ihre Voraussetzung) nachher im Kapitel „Der Christ“ darstellt... — Der Autor hat die Gabe einer imponierenden Allgemeinverständlichkeit, auch da, wo er von den höchsten Geheimnissen schreibt.

Univ.-Prof. Dr. Michael Pfliegler

Mutter Gertrud, Gründerin der Schwestern vom hl. Josef von Trier. Von Heinrich Faßbinder. Verlag Johann Josef Zimmer, Trier. 158 Seiten.

Josefine von Schaffgotsch, mit dem Klosternamen Gertrud (1850—1922), war eine ebenso hochbegabte wie hochgebildete, tiefreligiöse Frau, die, von der Vorsehung lange vorbereitet, 1891 zusammen mit Bischof Komm in Trier „die Schwestern vom heiligen Josef“ stiftete. Ausgehend vom modernen Laienapostolat stellte sie soziale Hilfe und innere Mission in den Mittelpunkt des Aufgabenkreises ihrer Kongregation Der Verlasser ist vorbildlich bemüht, ganz objektiv das Werden ihrer starken Persönlichkeit und ihr segensreiches Werk zu zeichnen. So steht sie als ..starke Frau“ vor dem Leser,, der.sie achtungsvoll bewundern muß, obschon manche ihrer Zeitgenossen sie scharf kritisierten, ja sogar bekämpften. Das Buch ist lehrreich für geistliche Berufsberater und tröstlich für Menschen mit schwieriger Berufswahl. Jrotz Berufsberatung durch zwei hervorragende Seelenführer, des Bischofs Laurent und des Dominikanerprovinzials Frühwirth, kam es zweimal zu einer Fehlwahl. Rückschauend darf man annehmen, daß Gott auch diese - in - seinen Plan aufgenommen hatte, um Seine Dienerin der ihr zugedachten Sendung zuzuführen.

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