Ungarn Donaumonarchie Bischöfe  - © Foto: Bildarchiv der Österr. Nationalbibliothek

Donaumonarchie: Geistliche Magnaten in Ungarn

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Ungarns Kirchenfürsten zur Zeit der Donaumonarchie waren mächtige – und reiche – Männer, die im Dienst der weltlichen Politik standen. Mitunter aber auch in Spannung zu ihr. 

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Ungarns Kirchenfürsten zur Zeit der Donaumonarchie waren mächtige – und reiche – Männer, die im Dienst der weltlichen Politik standen. Mitunter aber auch in Spannung zu ihr. 

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Das heute migrationsfeindliche Ungarn verdankt seinen Platz in Europa bekanntlich der bewaffneten Einwanderung im zehnten Jahrhundert. Den Weg zur Integration ebnete die Taufe des Árpád-Sprosses Stephan, dem Papst Silvester II. († 1003) das Königtum und Recht verlieh, eine Landeskirche aufzurichten. Nach Brüchen durch Reformation und Türkenzeit lebten ihre Markenzeichen mit der Reconquista Habsburgs ab 1700 wieder auf. Das betraf umfassende Kirchenrechte des Königs und einen starken Primas an der Spitze von Bischöfen mit üppigem Grundbesitz – Basis für eine Kirchenlandschaft besonderen Zuschnitts. Ein an der Universität Wien verankertes Großprojekt zeichnet ihre Konturen nach: mit einem ersten von vier Bänden eines Lexikons über „Die Bischöfe der Donaumonarchie (1804–1918)“, der sich den Kirchenprovinzen Ungarns widmet. Ihm haben 34 Autorinnen und Autoren aus vier Ländern zugearbeitet. Verhandelt werden 169 Amtszeiten mit 126 Amtsträgern, da jeder vierte sich durch Aufstieg verbesserte. Die Biogramme enthalten neben den Lebens- und Amtsdaten zahllose sozial- und kulturhistorische Hinweise, die zusammen ein Gesamtprofil des Hochklerus Ungarns ergeben und viele Fenster ins komplexe gesellschaftliche Gefüge des Landes öffnen.

Länder der Stephanskrone

Die Länder der Stephanskrone erstreckten sich von der Hohen Tatra im Norden bis vor die Tore Belgrads und waren damit dreimal so groß wie das EU-Mitglied Ungarn. Im Vielvölkerstaat Habsburgs beherbergten sie das bunteste Gemisch an Ethnien und Religionen. Nur rund die Hälfte der hier Wohnhaften definierte sich als ungarisch im engeren Sinne („magyarisch“); ebenfalls nur eine Hälfte war römisch-katholisch getauft. Von katholischen Kroaten und orthodoxen Serben abgesehen waren alle Volksgruppen konfessionell entzweit: Slowaken wie Deutsche katholisch oder lutherisch, Rumänen zu fast gleichen Teilen orthodox und griechisch-katholisch; die Magyaren ressortierten zwar vorwiegend zur Kirche Roms, ein politisch gewichtiger Teil aber zur reformierten Tradition. Dazu kamen etliche Kleinethnien und ein traditionsreiches Judentum, das in drei Großverbänden gut organisiert war.

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