Doyen des Gesprächs

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Ernst Ludwig Ehrlich, Anwalt jüdisch-christlicher Verständigung, beging seinen 80. Geburtstag.

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Ernst Ludwig Ehrlich, Anwalt jüdisch-christlicher Verständigung, beging seinen 80. Geburtstag.

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Der Buchtitel benennt eine Überzeugung des Jubilars: "Juden und Christen haben Zukunft" - so heißt der Band, den Ernst Ludwig Ehrlich vor gut zehn Jahren gemeinsam mit Kardinal König herausgebracht hat. Trotz einiger Rückschläge - er kritisierte etwa die Seligsprechung Pius IX. im vergangenen Herbst scharf - ließ sich Ernst Ludwig Ehrlich in seinem Engagement, Juden und Christen miteinander im Gespräch zu halten, nie beirren.

Seit seiner Flucht aus dem NS-regierten Deutschland 1943 lebt Ehrlich in Basel, wo er an der Universität jüdische Geschichte und Literatur lehrte. Mehr als drei Jahrzehnte leitete er den europäischen Distrikt der jüdischen Weltorganisation B'nai B'rith. Er ist Ko-Präsident der jüdisch-katholischen Gesprächkommission der Schweiz und gehört dem Gesprächskreis "Christen-Juden" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. Wiederholt vetrat Ehrlich die jüdische Seite bei Beratungen des Vatikans über Fragen des Judentums. Außerdem ist er Mitglied im internationalen jüdischen Komitee für interreligiöse Zusammenarbeit an.

1998 würdigte Ehrlich im furche-Gespräch ausdrücklich die Verdienste der drei letzten Päpste für das das Verhältnis zwischen Juden und Christen. Mit Johannes Paul II., so Ehrlich, sei diese Entwicklung "zu einem wahrhaften Durchbruch" gelangt.

Gleichwohl nüchtern äußerte sich Ehrlich dieser Tage in einem Interview mit der Schweizer katholischen Presseagentur: Die katholische Kirche müsse das gewandelte Verhältnis zum Judentum etwa in der Priesterausbildung oder in den Gemeinden engagierter vermitteln. Der Umbruch in diesem Verhältnis habe - das gelte für Katholiken wie für Protestanten - die Basis nur teilweise erreicht.

"Die 2.000 Jahre schmerzvoller ,Zergegnungen' lassen sich nicht ausradieren. Aber wir können die Grundlagen von Judentum und Christentum neu befragen und uns auf unsere gemeinsamen Wurzeln besinnen": Dieser - im furche-Gespräch formulierten - Position fühlt sich Ernst Ludwig Ehrlich bis heute verpflichtet.

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