Dragoer - Ort des Beispiels

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Als die Vertreter der evangelischen Kirchen Europas Ende Oktober dieses Jahres in Dragoer bei Kopenhagen zusammenkamen, faszinierte sie die romantische Atmosphäre des kleinen Fischerortes direkt am oeresund. Die Gastgeber erzählten uns, dass es dieser Ort war, von dem aus im Herbst 1943 Tausende dänischer Jüdinnen und Juden in einer von der Bevölkerung getragenen Rettungsaktion in Fischerbooten hinüber ins sichere Schweden gebracht wurden. Dass dies rechtzeitig geschehen konnte, hatte der deutsche Marineattaché Georg Ferdinand Duckwitz durch den Verrat des herannahenden Deportationstermins an den dänischen Widerstand ermöglicht. "Ich weiß nun, was ich zu tun habe", schrieb er in sein Tagebuch, als er aus Berlin vom Plan der Deportation erfahren hatte. Mehr als 90 Prozent der dänischen Jüdinnen und Juden wurden gerettet.

Dragoer will ich mir merken. Er steht mit anderen Namen dafür, wie in finsterer Zeit Christinnen und Christen und ihre Kirche ihre Verantwortung für Jüdinnen und Juden wahrnehmen konnten. Heute bedeutet diese Verantwortung die selbstverständliche Verpflichtung der Kirchen, jedem Antisemitismus entgegenzutreten. Es bedeutet weiters, der Diffamierung der zionistischen Bewegung, die zur Gründung des Staates Israel führte, als rassistisch zu widersprechen. Es bedeutet schließlich, den Anspruch des jüdischen Volkes auf das Land Israel zu respektieren und sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen.

Auf diesem Hintergrund müssen auch die Kirchen daran interessiert sein, dass die vielfältigen und intensiven Beziehungen Österreichs zum Iran nicht in einem Licht erscheinen, als toleriere Österreich die antisemitische Hetze und Vernichtungsrhetorik des Präsidenten Achmadinejad gegenüber Israel.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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