Ein Brückenbauer für die Menschen

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Dezember 1981. "Was sollen wir mit diesem Mönch aus der steirischen Einschicht?" So ähnlich wird der Aufschrei eines prominenten oberösterreichischen Katholiken kolportiert, als bekannt war, dass der Abt des Benediktinerstiftes St. Lambrecht Bischof von Linz wird. Die aufbrechende Diözese und das konzilsbewegte Österreich hatten die Kür des örtlichen Weihbischofs Alois Wagner erwartet, der aber den "Römern" wohl zu progressiv war, sodass sie ihn in den Vatikan weglobten.

Aicherns Bischofswahl kann von daher als der erste Versuch gelten, die österreichische katholische Kirche wieder auf strammen Kurs zu bringen. Doch solche Regie scheiterte kläglich an der Person des Erwählten, und auch der oben zitierte prominente Aufschreier hätte wissen können, dass Aichern als beinahe jugendlicher Abt weit über sein vermeintlich beschauliches Stift hinaus bekannt geworden war.

Der Wiener Fleischhauersohn absolvierte im elterlichen Betrieb eine Lehre, bevor er bei den Benediktinern in St. Lambrecht eintrat. Dieser Lebensweg prägte Aichern bis ins Bischofsamt: Soziale Fragen, Solidarität mit den arbeitenden Menschen und ein in diesem Sinn politisches Christentum gehörten untrennbar zu seiner Spiritualität. Der Sozialhirtenbrief 1990 der katholischen Bischöfe und das Ökumenische Sozialwort 2003 tragen wesentlich auch seine Handschrift. Er gründete in seiner Diözese auch eine Arbeitslosen- und eine Obdachlosenstiftung, die sich um Benachteiligte annimmt.

Ein anderes Standbein von Bischof Maximilians Spiritualiät bildete sein Engagement für ein Miteinander von Laien und Hierarchie. Bis zu seiner Emeritierung war er für die Katholische Aktion zuständig, der er auch engagiert und beharrlich die Stange hielt, als diese ab den 90er Jahren von seinen Bischofskollegen marginalisiert zu werden drohte. In seiner Diözese spielen die Katholische Aktion und ihre Teilorganisationen nach wie vor die "erste Geige" unter den Laienbewegungen, auf der Bischofssynode über die Laien 1987 vertrat er - unterstützt von Lai(inn)en als Berater - Österreichs Kirche in Rom.

In seiner Diözese Linz wurde er bald zum beliebten und volksnahen Hirten, dem es um eine breite, offene Kirche im Sinne des II. Vatikanums zu tun war.

Bischof Maximilian "erbte" aber auch die Polarisierung seiner Herde: Eine kleine, aber umso lautstärkere Gruppe sehr konservativer Katholik(inn)en machte dem Bischof das Leben schwer und trug ihre "Leiden" immer wieder nach Rom, wo sie auf offene Ohren stieß. Aichern suchte das Gespräch und den Ausgleich, vom rabiaten rechten Rand der Kirche wurde ihm das jedoch nie gedankt - im Gegenteil: Noch kurz vor seinem Rücktritt 2005 kampagnisierte eine "katholische" Internetzeitung gegen liturgische und sonstige angebliche Missbräuche in Linz.

Bischof Maximilian klagte selten über diese Unbill, und beim Gros seiner Diözesanen bleibt er weiter als "Bischof mit den Menschen" (so der Untertitel eines Interviewbuches von Christine Haiden, 2005) in Erinnerung. Und er durfte auch Früchte seines Engagements miterleben: Am 26. Oktober wurde in Linz Franz Jägerstätter selig gesprochen - dafür hatte sich Aichern beharrlich eingesetzt. Noch vor wenigen Jahren hatte Aichern selber wahrscheinlich kaum darauf gewettet, dass er dieses Ereignis noch erleben würde. Am 26. Dezember feiert dieser gute Hirte seinen 75. Geburtstag. ofri

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