Ein bunter Gott unter dem Arm

Werbung
Werbung
Werbung

Die Studie des Religionspädagogen Ednan Aslan über die Situation in Wiener "Islam-Kindergärten" hat für Aufregung gesorgt -zuerst wegen der darin behaupteten Missstände, später wegen Aslans Zusammenarbeit mit Beamten aus dem Integrationsministerium von Sebastian Kurz. Die "Kommission für wissenschaftliche Integrität" wird im Oktober -nach der Nationalratswahl - ihr Urteil über Aslans Arbeitsweise sprechen. Zudem soll demnächst auch die umfassendere Studie "Pluralität in Wiener Kindergärten und Kindergruppen unter besonderer Berücksichtigung islamischer Einrichtungen und muslimischer Kinder" erscheinen, die vom Wiener Bildungswissenschafter Henning Schluß (siehe Seite 3) gemeinsam mit Aslan und anderen durchgeführt wird.

Eines ist im Zuge der Debatte freilich überdeutlich geworden: Dass hinsichtlich des Umgangs mit Religion in elementarpädagogischen Einrichtungen erheblicher Orientierungsbedarf besteht. Zwar wurde 2009 ein österreichweit bindender Bildungsrahmenplan verabschiedet, das Thema Religion bleibt darin freilich -nicht zuletzt wegen der religiösen "Unmusikalität" der Stadt Wien -völlig ausgeklammert.

Wiener Religions-Leitfaden erwartet

Dieser Tage will man freilich dieses Manko beheben und einen "Ethikleitfaden" präsentieren, der auch Religion aufgreift und unter Einbeziehung aller Religionsgemeinschaften erarbeitet wurde, wie es im Büro des zuständigen Wiener Bildungsstadtrates, Jürgen Czernohorzsky (SPÖ), heißt.

Mit dabei war auch Susanna Haas, pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung der Erzdiözese Wien. 85 Kindergärten und Horte betreibt die Stiftung in der Bundeshauptstadt, von den mehr als 6000 betreuten Kindern sind 75 Prozent christlich, knapp 20 Prozent ohne Bekenntnis und vier Prozent muslimisch. Wie mit dieser (wachsenden) religiösen Vielfalt umgegangen werden soll, hat man 2010 - gemeinsam mit anderen Diözesen und der Caritas -in einem eigenen religionspädagogischen Bildungsrahmenplan definiert. Zudem wurde im Vorjahr der Leitfaden "GLAUBwürdig und KULTURreich" veröffentlicht. "Jedes Kind kommt mit seinem Gott unter dem Arm, der von der Familie geprägt ist, in den Kindergarten", erklärt Susanna Haas. "Und diese Bilder muss man respektvoll zum Thema machen - ebenso wie unterschiedliche Sprachen und Kulturen." Zentral sei dabei, dass ein Bild von Religion gezeichnet werde, das positiv und kraftspendend sei - und dass dabei die interkulturellen und interreligiösen Kompetenzen der Kinder gefördert werden. Um das leisten zu können und auch für die Elternarbeit gerüstet zu sein, braucht es freilich bei den Elementarpädagoginnen vermehrt religiöses Wissen. Die St. Nikolausstiftung bietet entsprechende interne Fortbildung an. Zudem hat die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems ab Herbst einen neuen Lehrgang im Angebot: "Interreligiöse Aspekte in der Elementarpädagogik - mit Schwerpunkt Christentum und Islam."

Was glaubst denn du?

Die religiöse Vielfalt in Kindergärten erfordert Sensibilität und Wissen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung