Ein Fest gegen die Logik

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Wenn es auf Ostern zugeht, denke ich an Kardinal König - und an den Schlusssatz seines Vermächtnisses: "Mein Wunsch nur: an meinem Sarg die Osterkerze nicht zu vergessen.“ An einem Ostersonntag hatte der Student Franz König beim Läuten der Glocken Roms einst seine Berufung zum Priester gespürt - und noch am Lebensende seiner Kirche angeraten, "wieder mehr von der Auferstehung, dem Kern des Christentums, zu sprechen, anstatt den Menschen allzu viele Gebote und Verbote aufzuerlegen.“

Fremde Osterbotschaft

Aber noch zu Lebzeiten Königs war die Osterbotschaft den Menschen zunehmend fremd geworden. Heute glaubt gar nur ein Drittel aller Österreicher an eine Auferstehung. Und selbst unter praktizierenden Katholiken gerät die Zuversicht, dass "der Tod nicht das letzte Wort hat“, zum schwankenden Glaubensgut. Was das letztlich bedeutet, hat schon der heilige Paulus, Geistesriese unter den ersten Christen, klargemacht: "Ist aber Christus nicht auferstanden, so wäre mein Glaube nichts.“ Kurzum: Ein Christentum ohne Auferstehungs-Gewissheit ist keines.

Was aber macht es uns Heutigen so schwer, mit Ostern zurechtzukommen? Der Widerstand wächst aus dem Kopf - und aus der biblischen Zumutung für unsere Logik: Das Grab leer. Der Tote verschwunden. Die seltsamen Wiedersehen mit Vertrauten, die den Auferstandenen zunächst nicht erkennen. Und schließlich die "Himmelfahrt“. Wer kann das alles mit dem Verstand in Einklang bringen?

Kein Wunder, dass der Schwindelverdacht und die Vermutung einer geschickten Gründungslegende seit Anbeginn auf dem Christentum lasten. Denn: "Von drüben ist noch keiner zurückgekommen“, sagt der Hausverstand.

Der alte Kardinal, umfassend gebildet und selbst unter Nobelpreisträgern ein umschwärmter Gast, hat die Osterbotschaft - und mit ihr die Befreiung von den gewohnten Gesetzmäßigkeiten - trotzdem mitten in seine Existenz gestellt. Hat sich mit der offenkundigen Begrenztheit von Intellekt und Erkenntnisfähigkeit leicht abgefunden. Und König hat erkannt, woraus sich der stärkste Widerstand in uns nährt: Würden wir nämlich die "Auferstehung“ ernst nehmen, dann müssten wir wohl anders leben - und täten gut daran, mit der Umkehr der Herzen rasch anzufangen.

Unbeirrbare Osterzeugen

Noch etwas ist mir vom 2004 verstorbenen Kardinal in Erinnerung geblieben: sein unbedingter Glaube an die historische Wahrheit des Ostergeschehens. Nicht nur ein Einzelner, sondern viele Zeugen hätten den Auferstandenen gesehen, sagte er - alle keine Schwärmer, sondern nüchterne, gerade nach dem Schock der Kreuzigung Jesu zutiefst enttäuschte Menschen. Vielfach Feiglinge und Zweifler auch, die nun aber unbeirrbar Zeugnis gegeben hätten - mit ihren Worten und ihrem Leben. Die Verfolgung, Martyrium und Tod auf sich genommen hätten. "Keiner tut das für eine bloße Vision“, war König überzeugt.

Wer nach den Wurzeln seiner so beispielhaften Gelöstheit, Fröhlichkeit und seines schwerelosen Hinübergehens forscht, der wird sie wohl in seinem Blick auf die Osterkerze finden.

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