Ein gut gezielter "Schnellschuß"

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Zwei ganz große katholische Journalisten der letzten Jahrzehnte sind nach der Pensionierung voll ins kirchliche Geschehen eingestiegen: Fritz Csoklich als Chef der steirischen Katholischen Aktion, Hubert Feichtlbauer in der Nachfolge Thomas Plankensteiners als Leiter von "Wir sind Kirche".

Dieses intensive Engagement ist nicht mit Langeweile im Ruhestand zu erklären. Nein, es zeigt, daß derzeit alle, die der römisch-katholischen Kirche nicht nur angehören, sondern mit ihr echt mitfühlen, sich nicht guten Gewissens aufs Altenteil zurückziehen wollen. Das neue Buch Hubert Feichtlbauers "Zerbricht die Kirche?" schildert ungeschminkt die zur Sorge Anlaß gebenden Entwicklungen. Wegen der Einbeziehung aktuellster kirchlicher Vorgänge, auch der Abberufung von Generalvikar Helmut Schüller, verdient das Buch den Titel "Schnellschuß". Der wirkt aber gut gezielt, nicht nur aus der Hüfte heraus abgefeuert.

Die Krise der Kirche ist - so der Autor - nicht auf Österreich oder auf das Umfeld bestimmter Amtsträger beschränkt. Ihre tiefere Ursache ortet er darin, daß sie so schwer Neues anzunehmen und eigene Irrtümer zu korrigieren vermag. Wenn sie Fehler zugab, dann oft erst nach Jahrhunderten (Fall Galilei), oft hörte sie aber einfach auf, die früheren - inzwischen als falsch erkannten - Lehren zu wiederholen, oder sie tat so (Beispiel Sklaverei), als hätte sie stets das Richtige gelehrt.

Feichtlbauer vertraut auf Reformen eines künftigen Papstes und erwartet keine echte Kirchenspaltung. Die vom Kirchenvolks-Begehren geforderten Reformen bei Sexualmoral, Zugang zum Priestertum, Frauengleichberechtigung erscheinen ihm dringlich, die Kirche muß wieder Glaubwürdigkeit bekommen, damit man bei ihr auch Antworten auf die letzten Fragen oder auf gesellschaftspolitische Herausforderungen sucht.

Natürlich ist es kein Buch im Sinne jener, denen der heutige Kirchenkurs zusagt und die das einzige Hindernis auf dem Weg aus der Krise im mangelnden Bekehrungswillen der "Modernisten" sehen. Aber vielleicht sollten sich gerade die damit auseinandersetzen, weil hier ein Mensch spricht, der offenkundig die Kirche liebt und an ihre Zukunft glaubt.

Zerbricht die Kirche?

Von Hubert Feichtlbauer. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1999, 128 Seiten, geb., öS 218,

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