Ein Jesuit blickt auf den Papst, der Jesuit ist

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Natürlich kann man das Buch eines theologischen Autors und einen Dokumentarfilm nicht wirklich vergleichen. Aber was Wim Wenders filmische Papst-Hommage und Andreas R. Batloggs Buch "Der evangelische Papst" miteinander verbindet, ist die Begeisterung für den aktuellen Inhaber des Stuhls Petri. Während aber Wenders ein unkritisch Begeisterter bleibt, erweist sich Batlogg als kritischer Sympathisant, der sehr wohl kontroverse Stimmen aufnimmt und nicht beschönigt, wo diesem Papst Steine in den Weg gelegt werden, oder wo sich dieser auch für seine Anhänger nicht immer verständlich verhält.

Jesuit Batlogg, gebürtiger Vorarlberger und bis Ende 2017 Chefredakteur der Zeitschrift Stimmen der Zeit in München, schreibt auch für Nichttheologen verständlich - FURCHE-Leser wissen das aus seinen Beiträgen, die er für diese Zeitung verfasst. Er ist ein belesener Autor, erfreulicherweise zitiert er auch einige Male Einschätzungen von Papst Franziskus aus der FURCHE. Und er kann den Jesuiten Jorge Bergoglio, der da Papst geworden ist, aus einer jesuitischen Perspektive darstellen -und sogar die Unnettigkeiten, die Franziskus auch nach seiner Papstwahl aus seinem Orden entgegenschlugen, darstellen und einordnen.

Gesamtschau auf fünf Jahre

Diese Passagen gehören zu den erhellendsten Abschnitten im Buch. Der Buchtitel "Der evangelische Papst" klingt natürlich nach Provokation: Werfen ihm nicht genau dies seine (ultra)konservativen Kritiker vor? Aber Batlogg setzt dieses "evangelisch" weniger als konfessionelle Unterscheidung ein, sondern als ein auf das Evangelium Bezug nehmendes Attribut. Diese Evangeliumsgemäßheit fordert Franziskus ja beständig ein - und nimmt sie für sein Denken und Wollen in Anspruch.

Vor diesem Hintergrund dekliniert Batlogg die fünf Pontifikatsjahre bis zum Jahresende 2017 genau durch. Auch von daher hält der Band eine auf der Höhe der Diskussion stehende Gesamtschau bereit, die eben einen verehrenden, aber intellektuell redlichen und keineswegs unkritischen Zugang zu Franziskus, dem Papst, aufweist.

Man wünscht natürlich, dass Andreas Batlogg nach den jüngsten Aufregungen des deutschen Kommunionsstreits sein Buch nicht umschreiben muss. Auch sein Franziskus ist ein sympathischer Papst. Man hofft, dass er es auch bleibt.

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